"Millionen türkische Bürger leiden mit uns" Hunderte trauern um Brandopfer
12.03.2013, 11:29 Uhr
Hunderte trauern um die Kinder und ihre Mutter.
(Foto: dpa)
Es ist ein Tag der Trauer in Backnang. Hunderte Menschen gedenken in einer Feier der sieben Kinder und ihrer Mutter, die bei einem Brand ums Leben gekommen waren. Baden-Württembergs Vize-Ministerpräsident Schmid sagt mit Tränen in den Augen: "Ganz Baden-Württemberg ist in Trauer heute vereint".
Hunderte Trauernde haben im schwäbischen Backnang Abschied von den acht Brandopfern genommen. Acht mit türkischen und deutschen Flaggen geschmückte Särge standen im Hof nahe der Moschee. Bei dem Brand am Sonntag morgen waren eine 40 Jahre alten Mutter und sieben ihrer zehn Kinder ums Leben gekommen.
Der türkische Vizepremier Bekir Bozdag drückte den Hinterbliebenen das Mitgefühl des ganzen Landes aus. "Millionen türkische Bürger leiden mit uns und teilen unseren Schmerz", sagte Bozdag beim Totengebet. Er wünsche der Familie viel Stärke und vertraue darauf, dass die Ursache des Brandes restlos aufgeklärt werde. Er nehme die Leichen mit in die Türkei, wo sie am Mittwoch beigesetzt werden sollen.
Baden-Württembergs Vize-Ministerpräsident Nils Schmid (SPD) sagte mit Tränen in den Augen: "Ganz Baden-Württemberg ist in Trauer heute vereint." Mit zittriger Stimme sprach er über "Kinder, die nie wieder auf der Straße spielen werden mit ihren Freunden". Den Trauernden versicherte er, sie könnten sich darauf verlassen, dass sich Bürger - egal aus welchem Land - hier zu Hause fühlen können. Das Land werde alles dafür tun, "dass dies auch in Zukunft so bleiben wird". Man werde alles daransetzen, die Ursache für den Brand herauszufinden.
Die Leichen sollten noch an diesem Dienstag per Flugzeug in die Türkei gebracht werden. Die Familie stammte aus Afyon in der Mitteltürkei. Bevor das Flugzeug abheben kann, müssen noch die Obduktionen beendet werden. Dies sollte laut einem Polizeisprecher spätestens in der Nacht geschehen. Danach muss der Staatsanwalt die Leichen freigeben. Die Eile begründet sich damit, dass im Islam Gestorbene eigentl ich binnen weniger Stunden beerdigt werden müssen.
Wohnung in schlimmem Zustand
Als sehr wahrscheinliche Ursache haben die Ermittler inzwischen einen technischen Defekt ausgemacht. Die Untersuchungen gehen weiter.
Angehörige der Opfer hatten dem Vermieter der Wohnung und den deutschen Behörden schwere Vorwürfe gemacht. Die elektrischen Leitungen in der Wohnung seien total marode gewesen, sagte etwa die Großmutter der sieben getöteten Kinder. Der Vermieter habe sich aber nicht darum gekümmert. Einzige Heizquelle in der Wohnung war ein Holzofen. Und dem Vernehmen nach gab es dort kein warmes Wasser. Ein Polizeisprecher erklärte, der Vermieter werde ebenfalls vernommen. Er sei derzeit im Ausland.
Wegen der schlechten Wohnverhältnisse habe sich die Mutter mehrfach an deutsche Ämter gewandt, erklärten weitere Angehörige. Auch das Jugendamt sei mehrfach in der Wohnung gewesen.
Quelle: ntv.de, dpa