Tote und Verletzte bei Waldbränden Katalonien verliert die Kontrolle
23.07.2012, 12:15 Uhr
Die Feuerwehr versucht ihr Bestes im Kampf gegen die Flammen.
(Foto: dpa)
Autofahrer verbrennen in ihren Fahrzeugen, Familien ertrinken auf ihrer Flucht vor den Flammen im Meer - die Regierung Kataloniens verzweifelt an den Waldbränden in der Region im Nordosten Spaniens. Soldaten und Feuerwehrmänner aus dem ganzen Land sollen nun helfen. Bei Buschbränden in Kroatien stirbt unterdessen ein Feuerwehrmann.
Der Waldbrand in der spanischen Region Katalonien nahe der Grenze zu Frankreich ist außer Kontrolle. Mindestens vier Menschen starben, weitere 24 wurden verletzt, davon 15 schwer, wie das katalanische Innenministerium mitteilte. Bei dem Feuer verbrannten bisher 13.000 Hektar Fläche. Der Rauch erreichte auch die Metropole Barcelona. Starker Wind erschwerte die Löscharbeiten. Nur auf französischer Seite konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden.
Der Brand ist nach Angaben des katalanischen Innenministers Felip Puig der schlimmste in dem Gebiet seit 26 Jahren. Der Regierungschef Kataloniens, Artur Mas, sagte zu der möglichen Ursache, dass "total unvorsichtige" Fahrer Zigarettenkippen aus dem Autofenster geworfen hätten.
Etwa 150 deutsche Kinder, die an der Costa Brava Urlaub machten, wurden in Sicherheit gebracht. Das teilte die katalonische Behörde für Zivilschutz mit. Weiter erklärten die Behörden, dass der deutsche Konsul in Barcelona informiert sei. Auch weitere Touristen verließen die Gefahrenzone.
50 Fahrzeuge vom Feuer eingeschlossen
Dramatische Szenen spielten sich auf einer engen Landstraße ab, die entlang der steilen Felsenküste von der Stadt Portbou zur Grenze führt. Nach Medienberichten wurden etwa 50 Fahrzeuge vom Feuer eingeschlossen. Die Insassen flohen zu Fuß über die steilen Berge - unter teils großen Anstrengungen. Der 63-jährige Eugène Mascort erinnerte sich "an dieses kleine achtjährige Mädchen, das nicht mehr laufen konnte, jemand hat sie ins Wasser getragen und in ein Boot gehoben". Ähnlich sei es einem 90-Jährigen ergangen. Einwohner von Portbou und Touristen kamen den Gestrandeten zu Hilfe. Kleidung, Essen, Decken und Unterkünfte wurden für sie organisiert.
Auch eine französische Familie versuchte verzweifelt, vor den Flammen zu flüchten: Der 60 Jahre alte Vater und seine 15-jährige Tochter sprangen ins Meer und ertranken. Vom Strand von Portbou aus verfolgten hunderte Touristen und Einwohner die schrecklichen Szenen. Vater und Tochter sprangen offenbar "nicht weit genug und schlugen auf einem Felsen auf", berichtete der Bürgermeister. Die Mutter sowie zwei andere Kinder der Familie überlebten das Inferno unversehrt.
Ein 75-jähriger Mann starb an einem Herzinfarkt, als sein Haus in der Nähe von La Jonquera von den Flammen umschlossen wurde. Ein Franzose, der mit seinem Auto unterwegs war, wurde auf einer Landstraße vom Feuer eingeschlossen. Der 64-Jährige erlag im Krankenhaus seinen schweren Verbrennungen. Unter den anderen Schwerverletzten ist ein achtjähriges Mädchen.
Regionale Feuerwehr ist überfordert
Der Brand war am Sonntag kurz nach 13.00 Uhr nahe der Ortschaft La Jonquera an der Grenze zu Frankreich ausgebrochen. Die Polizei evakuierte aus einem Feriencamp 74 Kinder und 17 Erwachsene. Sie wurden in eine Militärbasis gebracht.
Insgesamt fünf Landstraßen mussten teilweise gesperrt werden. Die Polizei forderte etwa 140.000 Einwohner der Ortschaft Alt Empordà auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Knapp 4000 Haushalte waren noch ohne Strom, weil das Feuer Leitungen beschädigt hatte. Die katalanische Feuerwehr ist überfordert. Deshalb sollen zusätzliche 400 Feuerwehrleute aus den Städten Saragossa, Valencia und Madrid eingeflogen werden. Auch Soldaten sollen helfen.
Ein Toter bei Bränden in Kroatien
Bei Waldbränden an der nordkroatischen Adriaküste kam derweil ein Feuerwehrmann ums Leben. Der 45-Jährige Feuerwehrmann sei beim Kampf gegen einen Buschbrand in der Nähe von Moscenicka Draga auf der Halbinsel Istrien plötzlich zusammengebrochen und gestorben, sagte ein Sprecher dem staatlichen Fernsehsenders HRT. Die genaue Todesursache werde noch untersucht.
Ein weiterer Brand brach am Morgen im Umland der Hafenstadt Rijeka aus. Laut einem Polizeisprecher breiteten sich die Flammen rasch in Richtung der beiden Ferienorte Selce und Novi Vinodolski aus, heftiger Wind erschwerte den Kampf gegen die Flammen. Die Behörden sperrten den betroffenen Abschnitt der Küstenstraße und ließen vorsorglich zwei Campingplätze in Selce räumen. Unklar war zunächst, wie viele Touristen von den Evakuierungen betroffen waren - die Plätze bieten Unterkunft für bis zu 2000 Camper.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP