"Nichts ist wie das hier" Lage in Pakistan schockt Ban
16.08.2010, 07:43 Uhr
Eine Fläche der Größe Italiens: Überflutete Gebiete in Pakistan.
(Foto: dpa)
Nach einem Besuch in den Flutgebieten Pakistans ist UN-Generalsekretär Ban geschockt - nie habe er etwas Schlimmeres gesehen. Trotz der desolaten Lage steigt das Spendenaufkommen in Deutschland nur langsam. Um die Folgen von Naturkatastrophen zu bekämpfen, regt Frankreichs Präsident Sarkozy die Gründung einer EU-Eingreiftruppe an.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich vom Ausmaß der Hochwasserkatastrophe in Pakistan geschockt gezeigt. Er habe schon viele Naturkatastrophen in der ganzen Welt gesehen, "aber nichts ist wie das hier", sagte der UN-Chef nach einem Besuch des Katastrophengebiets. Er rief die internationale Gemeinschaft zu verstärkter Hilfe auf. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte die Bildung einer EU-Eingreiftruppe für solche Notfälle. "Nach Haiti und den Bränden in Russland müssen wir die Konsequenzen ziehen", schrieb er an EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso.
Der UN-Generalsekretär sprach von möglicherweise 20 Millionen Menschen, die "direkt oder indirekt vom Hochwasser betroffen sind". "Tausende Dörfer und Ortschaften wurden einfach weggespült - Straßen, Brücken, Häuser, Ernten. Millionen Existenzgrundlagen sind verloren gegangen", sagte Ban. Den Flutwellen müsse deshalb "mit einer globalen Welle der Unterstützung begegnet werden". Ban kündigte eine weitere Aufstockung der Mittel aus dem UN-Nothilfefonds um 10 Millionen auf 27 Millionen Dollar an.
Spendenaufkommen steigt langsam
Die Deutsche Welthungerhilfe hat unterdessen zu Spenden für die Flutopfer in Pakistan aufgerufen. "Die meisten Opfer haben keine Häuser mehr, keinen Acker, keine Lebensgrundlage", sagte die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, der "Berliner Zeitung". Nun drohten Krankheiten und Seuchen. "Es ist unsere humanitäre Pflicht, Pakistan zu helfen", so Dieckmann.
Auch in Deutschland steigen die Spenden demnach langsam an. "Die Menschen merken allmählich, dass Spenden dringend nötig sind." Im Vergleich etwa zu dem verheerenden Erdbeben in Haiti im Januar dieses Jahres seien die Gelder bislang aber gering. Zuvor hatte Deutschland seine Hilfe von 10 auf 15 Millionen Euro aufgestockt. Mittelpunkt der Unterstützung ist dabei die medizinische Versorgung der Betroffenen.
Sarkozy will Sondertruppe
Nach Ansicht Sarkozys muss die Europäische Union "eine echte EU-Eingreiftruppe für solche Krisenfälle aufbauen, die auf den nationalen Mitteln der Mitglieder beruht". Frankreich werde in Kürze konkrete Vorschläge dazu machen, kündigte Sarkozy an. Pakistan sagte er logistische Unterstützung durch Schiffe und Flugzeuge zu, um Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete zu schaffen. "In dieser außergewöhnlichen Situation muss die Europäische Union sich komplett engagieren."
Der UN-Generalsekretär verschaffte sich am Sonntag per Hubschrauber aus der Luft ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe in den überfluteten Gebieten entlang des Flusses Indus. In der Nähe der Millionenstadt Multan in der Provinz Punjab besuchte er ein Flüchtlingslager, wo er mit den Flutopfern über deren Notlage sprach. "Die Katastrophe ist noch längst nicht vorüber", sagte Ban. UN- Organisationen würden sechs Millionen Menschen mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. 14 Millionen Menschen sollten medizinisch versorgt werden. "Wir brauchen jedoch mehr Hilfe der Staatengemeinschaft", forderte Ban.
Hilfe über Jahre nötig
"Das Ausmaß der Katastrophe übersteigt unsere Vorstellungskraft", sagte auch der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ban in Islamabad. Er bat seine Landsleute zugleich um Geduld. Der Wiederaufbau sei mühsam und viele Betroffene blieben vorerst auf Unterstützung angewiesen. "Die Hilfe wird noch mindestens zwei Jahr andauern müssen", erklärte Zardari.
Nach Angaben der pakistanischen Katastrophenschutzbehörde (NDMA) kamen bislang über 1400 Menschen durch die Fluten ums Leben. 2022 weitere wurden verletzt. Mehr als 891.000 Häuser seien von den Wassermassen zerstört worden. Die meisten Todesopfer gab es bislang in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Dort starben auch fünf Kinder an Unterernährung. Wie der Sender Dawn TV am Sonntag unter Berufung auf Regionalpolitiker berichtete, sind die Todesfälle im Gebirgsdistrikt Kohistan eine Folge der schlechten Versorgungslage. Zerstörte Straßen machten es Hilfskonvois unmöglich, zu den Betroffenen vordringen.
Aktion Deutschland hilft
Stichwort: Flut Pakistan
Spendenkonto: 102030
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Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP