Feuer im Cockpit A330 in Guam notgelandet
11.06.2009, 08:14 UhrEin Airbus 330 mit 203 Menschen an Bord ist nach einem Feuer im Cockpit auf der Pazifikinsel Guam notgelandet. Die Piloten konnten die Flammen löschen und die Maschine sicher auf das Rollfeld bringen.
Offenbar gab es Probleme mit dem Heiz-Element in der rechten Cockpit-Scheibe. Es handelt sich um das gleiche Airbus-Modell wie bei der Air-France-Maschine, die am Pfingstmontag mit 228 Menschen an Bord vor Brasilien abstürzte. Über die Unglücksursache rätseln die Ermittler bis heute.
Flug JQ20 war am Mittwochabend (Ortszeit) in Osaka mit Kurs auf die Ostküste Australiens gestartet. An Bord waren überwiegend japanische Urlauber, die an die Goldküste wollten. Vier Stunden nach dem Start bemerkten die Piloten plötzlich Probleme. "Es gab Rauch im Cockpit, und am rechten Fenster waren Flammen zu sehen", sagte Jetstar-Sprecherin Simone Pregellio. "Die Piloten haben das Feuer schnell gelöscht. Es hat sich nicht auf die Kabine ausgeweitet."
Mayday-Notsignal
Die Piloten legten Sauerstoffmasken an, setzten das Mayday-Notsignal ab und drehten auf den nächstgelegenen Flughafen auf Guam ab. Die Insel liegt im Pazifik zwischen Japan, den Philippinen und Hawaii. Guam ist ein gut 500 Quadratkilometer großes Außengebiet der USA mit 170 000 Einwohnern, das vor allem durch den US-Stützpunkt Andersen Airforce Base bekannt ist.
Ein Passagier berichtete, die Insassen hätten von den dramatischen Ereignissen im Cockpit nichts mitbekommen. Sie hätten geschlafen, als sich ein ungewöhnlicher Geruch ausbreitete. "Als wenn jemand etwas kochen würde", berichtete er. "Viele Leute wussten nicht, was los war. Sie wurden geweckt, als durchgesagt wurde, dass wir in Guam landen."
Relativ neue Maschine
Das Flugzeug ist nach Angaben von Jetstar-Chef Bruce Buchanan zwei Jahre alt. "Ich glaube, es war einfach ein außergewöhnlicher Zwischenfall", sagte er der Zeitung "Sun Herald". Die australische Flugsicherheitsbehörde sowie Jetstar- und Qantas-Ingenieure waren auf dem Weg nach Guam, um die Maschine zu untersuchen. Jetstar ist die Billigfluglinie der Fluggesellschaft Qantas.
Derweil ist in Sibirien ein Airbus 320 notgelandet. Wie die Nachrichtenagentur Ria-Nowosti berichtete, wurde bei dem Flugzeug nach dem Start von Irkutsk Richtung Moskau ein Riss in der Windschutzscheibe des Cockpits festgestellt. Daraufhin entschied sich die Besatzung für die Notlandung in Nowosibirsk. Die 122 Insassen blieben unverletzt.
Zwischenfall am Dienstag
In Kanada war erst am Dienstag eine Maschine nach einem Feuer notgelandet. Der Brand war in der Toilette einer Boeing 767-300 der American Airlines mit 206 Menschen an Bord ausgebrochen. Vermutlich war ein defekter Lüftungsventilator Ursache des Feuers. Die Maschine war auf dem Weg von New York nach Zürich.
Die ersten Angehörigen von Opfern der abgestürzten Air-France-Maschine ziehen unterdessen vor Gericht. Eine Familie habe sich als Nebenklägerin bei dem zuständigen Untersuchungsrichter in Paris gemeldet, berichtete die Pariser Tageszeitung "Le Figaro". Die Angehörigen bekämen keine Antworten auf ihre Fragen, nicht einmal auf die einfachsten, zitierte das Blatt Anwältin Sophie Bottai. Sie müssten feststellen, dass die Informationen offensichtlich gefiltert werden.
Zudem frage man sich, warum zwischen dem Verschwinden des Airbus A330 und dem Auslösen eines Alarms so viel Zeit lag. "Es sind mehr als vier Stunden vergangen, ohne dass sich jemand Sorgen gemacht hat", kritisierte die Anwältin nach Angaben der Zeitung.
Quelle: ntv.de, dpa