"Wir arbeiten mit allem, was wir haben" Polizei sucht Polizistenmörder
29.10.2011, 10:41 Uhr
Trauer bei der Polizei in Augsburg.
(Foto: dapd)
Die Polizistenmörder von Augsburg sind weiter auf der Flucht. Die Polizei vermutet, dass es sich bei den beiden gesuchten Männern um Schwerkriminelle handelt, die möglicherweise bei einem Drogengeschäft überrascht wurden. Der tote Polizist hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf einen Polizisten in Augsburg fehlt von den Tätern immer noch eine konkrete Spur. Die beiden unbekannten Männer seien weiter auf der Flucht, teilte die Polizei mit. Es werde allen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen, bislang sei aber noch keine heiße Spur dabei, sagte ein Polizeisprecher.
Ein 41 Jahre alter Beamter und seine 30 Jahre alte Kollegin hatten am Freitagmorgen zwei Motorradfahrer routinemäßig kontrollieren wollen. Die beiden Männer flüchteten. Als sie mit ihrem Motorrad auf einem rutschigen Weg stürzten, eröffnete einer der beiden das Feuer. Der 41-Jährige wurde anderem am Hals getroffen - seine schusssichere Weste rettete ihn nicht. Seine Kollegin erlitt einen Streifschuss. Sie schoss noch auf die Täter, traf aber nicht.
Für die weiteren Ermittlungen wurde die Sonderkommission "Spickel" eingerichtet, benannt nach dem Augsburger Ortsteil, in dem das Verbrechen geschah. "Wir arbeiten mit allem, was wir haben", sagte der Polizeisprecher.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verurteilte die Tat als "gemeines Verbrechen". "Mein besonderes Mitgefühl gilt der Ehefrau, den Kindern und den Eltern des ermordeten Kollegen", sagte Herrmann. Der Polizeibeamte hinterlässt zwei Kinder.
Die Polizei vermutet, dass es sich bei den beiden gesuchten Männern um Schwerkriminelle handelt, die möglicherweise bei einem Drogengeschäft überrascht wurden. "Die Beamten sind zum ungünstigsten Moment gekommen", sagte Oberstaatsanwalt Günther Zechmann. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen Mordes und versuchten Mordes.
"Wie James Bond"
Die beiden Beamten hatten die Männer frühmorgens gegen 3.00 Uhr auf einem Parkplatz im Stadtgebiet kontrollieren wollen. Daraus wurde eine waghalsige Verfolgungsjagd über einen Staudamm bis zum Augsburger Stadtwald. "Das war ein Tatablauf, den sich auch hartgesottene Ermittler nicht ohne weiteres vorstellen können", sagte Zechmann. "Wie James Bond über die Lech-Brücke in Augsburg."
Im Siebentischwald stürzten die Motorradfahrer auf dem glitschigen Boden. Sie eröffneten das Feuer mit einer großkalibrigen Waffe aus rund zehn Meter Entfernung, als der Polizist aus dem Wagen stieg. Der Getroffene starb wenige Minuten später, sagte Polizeipräsident Gerhard Schlögl. Die Täter flüchteten zu Fuß in den Wald und ließen das Motorrad zurück. Die Beamten riegelten das Gebiet weiträumig ab und durchkämmten es vergeblich mit Hundertschaften. Sie fanden allerdings Gegenstände, die vermutlich den Tätern gehören. Möglicherweise finden sich auf ihnen DNA-Spuren.
Nebel erschwerte ihre Suche am Morgen erheblich. Bei Sichtweiten unter 50 Metern konnte ein Hubschrauber anfangs nicht abheben. Erst am späten Vormittag starteten zwei Helikopter.
Ein wichtiges Indiz bei der Fahndung nach den Kriminellen ist das Kennzeichen des zurückgelassenen grauen Honda-Motorrads vom Typ CB 500. Es sei ein ungültiges Nummernschild mit dem Kennzeichen A-L 307 gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Dieses Kennzeichen sei von der Zulassungsstelle inzwischen an einen anderen Kraftfahrer vergeben worden, der mit dem Verbrechen nichts zu tun habe.
Quelle: ntv.de, dpa