Tag der Trauer in den USA Polizei verhindert weitere Bluttat
21.12.2012, 07:53 Uhr
Das Land setzt seine Flaggen auf halbmast.
(Foto: REUTERS)
In Connecticut gedenken die Menschen der 20 toten Kinder von Newtown. Das Schulmassaker stürzt den US-Bundesstaat und das ganze Land wenige Tage vor Weihnachten in tiefe Trauer. Derweil gehen aus Angst vor Nachahmungstaten und unter Einfluss des drohenden Weltuntergangs zahlreiche Schule vorzeitig in die Ferien.
Eine Woche nach dem Schulmassaker begehen die Menschen in Newtown und im ganzen US-Staat Connecticut heute einen offiziellen Trauertag. Um 9.30 Uhr (15.30 MEZ) gibt es eine Schweigeminute - genau zu der Zeit, als der Amokläufer am vergangenen Freitag in der Sandy-Hook-Grundschule 20 Kinder und sechs Erwachsene tötete.
Zugleich erwarten die Amerikaner mit Spannung eine unmittelbar darauf folgende Pressekonferenz der mächtigen Waffenlobby National Rifle Association (NRA) in Washington. Die Organisation hatte kürzlich mit der Erklärung überrascht, sie wolle mithelfen, dass solche Verbrechen nicht mehr passieren. In der Vergangenheit hatte die NRA eine Verschärfung der laxen Waffengesetze in den USA stets strikt abgelehnt. Seit dem Schulmassaker ist die NRA aber unter erheblichen Druck geraten.
Schulen schließen vorzeitig
Aus Angst vor Nachahmungstaten des Amoklaufs, aber auch unter Einfluss der derzeit florierenden Weltuntergangsszenarien gehen zahlreiche Schulen in den USA vorzeitig in die Weihnachtsferien. So fiel im Bundesstaat Michigan der Unterricht aus, nachdem Gerüchte über Anschlagspläne in der Region aufgekommen waren. Auch im Bezirk Genesee wurden die Schulen an den beiden Tagen geschlossen, betroffen waren rund 75.000 Schüler.
Offenbar weitere Tragödie verhindert
So wurde in Arizona eine 16-jährige Schülerin festgenommen, d ie offensichtlich einen tödlichen Angriff auf ihre Schule geplant hatte. Nach Angaben der Behörden aus Phoenix, hatte die Jugendliche zuvor auf Youtube angekündigt, sie habe einen Plan, "schwer zu verletzen, (...) zu töten, Leute in meiner High School zu ermorden". Der Betreiber des kanadischen Youtube-Kanals, auf dem das Mädchen ihre Botschaft veröffentlichte, verständigte die Polizei von Toronto. Diese kontaktierte die US-Behörden, die wenige Stunden später die Verdächtige in ihrem Haus stellten. Diese gestand bei einem Verhör, Urheberin der Botschaft zu sein.
Im Haus der Familie befanden sich den Angaben zufolge drei Gewehre des Vaters. Nach Angaben der Eltern wurde ihre Tochter bereits psychiatrisch behandelt. Nachdem sie kürzlich nach den Waffen des Vaters gefragt habe, habe der Vater diese mit zusätzlichen Schlössern gesichert. "Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir hier eine mögliche weitere Tragödie verhindert haben", erklärte Sheriff Joe Arpaio.
Obama will Waffenverkäufe einschränken
Unterdessen begann eine von Präsident Barack Obama eingesetzte Kommission im Kampf gegen die Waffengewalt mit ihrer Arbeit. Unter Führung von Vizepräsident Joe Biden soll sie bereits im Januar Vorschläge vorlegen.
Vor allem die gefährlichen halbautomatischen Sturmgewehre sind ins Zentrum der Kritik geraten, mit denen sich teilweise ohne Nachladen besonders schnell Hunderte Schuss abfeuern lassen. Diese Waffen waren bereits von 1994 bis 2004 verboten, unter Präsident George W. Bush lief das Verbot aber aus. Auch der 20 Jahre alte Amokläufer von Newtown, Adam Lanza, hatte ein solches Gewehr benutzt.
Außerdem fordert Obama unter anderem eine strengere Überprüfung von Waffenkäufern. Es müsse verhindert werden, dass Kriminelle oder psychisch gestörte Menschen an Schusswaffen kommen. Obama machte aber bereits klar, dass am grundsätzlichen Recht zum Waffentragen in den USA nicht gerüttelt werden soll.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP