Comic-Held und Voodoo-Puppe Sarkozy füllt die Regale
06.12.2008, 10:34 Uhr"Sarko"-Comics, Spiele mit "Nicolas und Carla", eine Voodoo-Puppe: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy könnte einer der Renner des Weihnachtsgeschäfts werden. Autoren und Hersteller der Scherzartikel lassen sich dabei auch von der Klagefreudigkeit des Staatschefs nicht abschrecken, der sein Image in der Öffentlichkeit wie kaum ein anderer französischer Politiker unter Kontrolle halten will.
"Carla et Carlito ou la vie de chteau" ("Carla und Carlito oder das Leben im Schloss") ist der jüngste Coup des Comic-Trios Cohen-Malka-Riss, das schon vom 2006 erschienen Vorgängerband über Sarkozys Innenministerzeit 200.000 Exemplare verkauft hat. Die Fortsetzung erzählt die ersten 18 Monate Sarkozys im Elyse-Palast, der im Volksmund "Schloss" heißt. Zeichner Riss zeigt dabei den Staatschef, wie er sich nach seinem Einzug wie Al Pacino in "Scarface" in einer Badewanne mit goldenen Armaturen räkelt. Seine neue Frau Carla Bruni muss als Diva herhalten, die die linke Presse verführt.
Der Anwalt ist allgegenwärtig
Die Autoren wissen, dass über ihnen immer das Damokles-Schwert einer Klage schwebt. "Das ist eine etwas schizophrene Übung", sagt Texter Richard Malka, der gleichzeitig auf Presserecht spezialisierter Jurist ist. "Der Anwalt ist nie weit, wenn der Texter schreibt." Teils komme das einer "Selbstzensur" gleich.
Die Klagefreudigkeit Sarkozys hat sich gerade erst wieder gezeigt: Er ging gegen einen Verlag vor, der eine "Voodoo-Puppe" samt Nadeln nach seinem Ebenbild herausbrachte. Doch auch in der Berufungsinstanz konnte Sarkozy den Verkauf nicht stoppen. Zwar greife die Puppe die Würde des Präsidenten an, urteilten die Richter Ende November. Ein Verbot wäre aber nicht verhältnismäßig: "Karikatur und Satire, auch wenn sie provokant und grob sind, gehören zur Meinungsfreiheit." Das hören Karikaturisten und Comic-Zeichner gerne: "Die Rechtsprechung hat sich weiterentwickelt", sagt Malka. "Heute legen die Gerichte hohen Wert auf den Schutz des Rechtes auf Humor."
Klage eher unwahrscheinlich
Zu Weihnachten können die Franzosen nun auch das "Spieleheft von Nicolas und Carla" kaufen. Darin können sie in Rätseln nach den früheren Liebhabern von Ex-Model Carla Bruni suchen oder die verbalen Entgleisungen des Präsidenten Revue passieren lassen ("Hau ab, du Blödmann!"). "Auf der Straße gibt es gerade wegen der Krise wenig zu lachen", schreibt Herausgeber Pascal Petiot. Sarkozy und Bruni schienen sich dagegen "in ihrem Leben gut zu amüsieren."
Zu einer Klage dürfte das eher harmlose Heft Sarkozy kaum verleiten, nachdem sein Vorgehen gegen die Voodoo-Puppe deren Verkauf erst richtig angekurbelt hat: Die erste Auflage des Pakets mit 20.000 Exemplaren ist längst vergriffen. Jetzt wirft der Verlag K&B vor Weihnachten weitere 20.000 Voodoo-Puppen des Präsidenten auf den Markt.
Anwalt Malka mit seinem "Schloss"-Comic hat für den Fall einer Klage derweil noch einen Trumpf im Ärmel. Der stammt noch aus der Zeit, als er im März 2007 das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" verteidigte, das wegen des Abdrucks der Mohammed-Karikaturen verklagt worden war. Damals schrieb der Präsidentschaftskandidat Sarkozy in einem Brief an ihn, er ziehe "den Exzess der Karikatur dem Fehlen der Karikatur" vor. "Den Brief bewahre ich wie einen Schatz auf", sagt Malka.
Dominique Chabrol, AFP
Quelle: ntv.de