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Zentralrat fordert mehr EinsatzSchuster beklagt Hinnahme von Antisemitismus in Deutschland

21.12.2025, 11:27 Uhr
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Trotz Waffenruhe in Gaza sieht Zentralratspräsident Schuster bisher keine Entspannung für jüdisches Leben. (Foto: picture alliance/dpa)

Der antisemitische Anschlag in Sydney erschüttert weit über Landesgrenzen hinaus. Der Präsident des Zentralrats der Juden sieht die Sicherheit für Juden in Deutschland zwar nicht gefährdet, beklagt jedoch ein anderes Problem und fordert zum Handeln auf.

Nach dem Terroranschlag auf das jüdische Lichterfest in Sydney hofft der Zentralrat der Juden auf mehr Widerspruch und Einsatz gegen Antisemitismus in Deutschland. "Es braucht einen neuen 'Aufstand der Anständigen'", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster. Außerdem beklagte er eine gefährliche Gewöhnung an ein sehr hohes Niveau von Antisemitismus in Deutschland. Das seien "unhaltbare Zustände".

Es werde hingenommen, dass jüdisches Leben nur unter immensen Schutzvorkehrungen möglich sei. Das sei Symptombekämpfung, kritisierte Schuster. "Politik und Zivilgesellschaft müssen zusammenwirken, um endlich die Ursachen des Judenhasses anzugehen." Seine Vision bleibe die eines jüdischen Lebens ohne Schutzschild.

Schuster bezog sich auf eine Forderung des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder und des damaligen Zentralratspräsidenten Paul Spiegel nach einem Anschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge im Jahr 2000. Damals gab es Demonstrationen und Lichterketten. Schuster sagte, heute müsse er feststellen: "Entweder, die Anständigen sind deutlich weniger geworden, oder sie bleiben untätig auf den Zuschauerrängen sitzen."

Kein Aufatmen trotz Waffenruhe

Zwar sei die Sicherheitslage für Juden in Deutschland vergleichsweise gut, sagte der 71-Jährige mit Blick auf den Angriff zweier Terrorverdächtiger auf Juden in Australien. "Das Problem ist im Kern ein anderes: Wir haben beim Antisemitismus einen Grad der Gewöhnung erreicht, der so hoch ist, dass politische Maßnahmen sich häufig im Schutz jüdischen Lebens erschöpfen."

Der Zentralratspräsident sieht ebenfalls keine Beruhigung für die jüdischen Gemeinden in Deutschland seit Beginn der Waffenruhe im Gazakonflikt im Oktober. "Davon kann leider keine Rede sein", sagte er. Vielmehr gebe es bei antisemitischen Vorfällen und Straftaten eine Verstetigung auf viel zu hohem Niveau. "Mein Gefühl ist, dass wir in unserer Gesellschaft einen Gewöhnungs- und Normalisierungseffekt für den Antisemitismus erleben. Das darf nicht sein."

Über neue Gesprächsfäden zu Menschen palästinensischer Herkunft äußerte sich Schuster sehr zurückhaltend. Zwar sagte er, ohne Dialog sei ein gutes Zusammenleben in Deutschland nicht denkbar. Das Existenzrecht Israels sei aber für ihn nicht verhandelbar.

Herzog ruft zum Kampf auf

Bei einer Gedenkveranstaltung in Jerusalem für die 15 Todesopfer in Australien rief auch der israelische Staatspräsident Isaac Herzog zu einem weltweiten Kampf gegen Antisemitismus auf. "Der weltweite Anstieg des Judenhasses ist ein globaler Notstand."

Er forderte, alle müssten sich am Kampf gegen Antisemitismus beteiligen. "Dies ist ein dringender Aufruf zum Handeln, um die nächste Katastrophe zu verhindern", sagte der Präsident. In jedem Land erfordere dies "sehr entschlossene und harte Maßnahmen sowie starke Führung".

Während der Veranstaltung gab es eine Liveschalte zu der Gedenkversammlung in Sydney. Er hoffe, dass er die jüdische Gemeinde in Australien bald besuchen könne. "Trotz der tausenden Kilometer, die uns trennen, fühlen wir euren Schmerz, sehen euren Mut unter Beschuss und teilen euer Gefühl von Verlassenheit, Schock und Entsetzen." Vor seiner Rede hielten die Anwesenden eine Schweigeminute für die Opfer ein. Anschließend zündete Herzog eine Gedenkkerze an.

Quelle: ntv.de, mwa/dpa

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