Ermittlungen zu Kölner Stadtarchiv-Einsturz Staatsanwälte nehmen Schuldige ins Visier
18.01.2014, 14:54 Uhr
Vor dem Einsturz war nur ein "Knirschen" zu hören.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Kölner Justiz bleiben nur noch wenige Wochen, um mögliche Verantwortliche für den Archiveinsturz im Jahr 2009 zu benennen. Um die Verjährung zu vermeiden, erstellt die Staatsanwaltschaft nun eine lange Liste mit Dutzenden Namen.
Knapp fünf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ermittelt die Staatsanwaltschaft einem Medienbericht zufolge jetzt gegen fast 100 mutmaßliche Verantwortliche. Um die drohende Verjährungsfrist zu unterbrechen, musste der Kölner Oberstaatsanwalt Torsten Elschenbroich Verfahren gegen mögliche Schuldige einleiten, wie der "Focus" berichtete. Als Ursache für das Unglück gilt milliardenschwerer Pfusch am Bau einer neuen U-Bahnstrecke in der Rheinmetropole.
Seit März 2009 war gegen Unbekannt ermittelt worden. Auf der Beschuldigtenliste stehen demnach Vertreter der Bauaufsicht, Planer, Projektierer, Bauarbeiter der Arbeitsgemeinschaft mit dem Konzern Bilfinger Berger an der Spitze sowie Mitarbeiter des Bauherrn, den städtischen Kölner Verkehrs-Betrieben.
Pfusch kostete Menschenleben
Elschenbroich mache in seinem etwa 200-seitigen Bericht Schlamperei und kriminelle Energie für das Unglück verantwortlich, bei dem zwei Menschen starben und zehntausende historische Bücher, Urkunden und Handschriften teils stark beschädigt wurden. Die Restaurierung der geborgenen Materialien wird Jahrzehnte dauern, fünf Prozent der Bestände gingen unwiederbringlich verloren.
Nach dem Bericht des Oberstaatsanwalts soll auf der U-Bahn-Baustelle in 30 Metern Tiefe Pfusch an Lammellenwänden dazu geführt haben, dass Grundwasser die gesamte Baustelle nahe dem Heumarkt überflutete und das darüber gelegene Archiv zum Einsturz brachte.
Am 3. März 2009 war das Kölner Stadtarchiv gegen 14.00 Uhr in sich zusammengestürzt. Zwei junge Bewohner eines Nachbarhauses starben bei der Katastrophe. Zum Kölner Archiv gehörten allein rund 65.000 Urkunden aus 1100 Jahren Stadtgeschichte, 1800 Handschriften aus Mittelalter und früher Neuzeit und 150.000 Karten und Pläne. Außerdem wurden dort mehr als eine halbe Million Fotos und etwa 800 Sammlungen beziehungsweise Nachlässe aufbewahrt, darunter die des Komponisten Jacques Offenbach und des Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll.
Quelle: ntv.de, sba/AFP