"Keine brennbaren Teile mehr" Tod in den Flammen
03.07.2017, 15:36 Uhr
Auf der Autobahn 9 fährt ein Reisebus schräg auf einen Lkw. Anscheinend ist die Geschwindigkeit nicht hoch. Doch der Bus geht sofort in Flammen auf. Die Feuerwehr ist machtlos. Sie kann 18 Eingeschlossenen nicht helfen.
"Es gibt am Bus keine brennbaren Teile mehr", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Hinter ihm steht auf dem Seitenstreifen der A9 bei Münchberg in Oberfranken nur noch ein Stahlskelett - verbogen von der Hitze, verrußt von den Flammen. Es sind die Überreste eines Reisebusses, mit dem etwa 48 Menschen einen Ausflug machen wollten, angeblich an den Gardasee. Nach einem Unfall mit einem Lkw brennt er vollständig aus. 30 Insassen können sich retten. Vermutlich 18 finden einen qualvollen Tod.

Auf dem Weg zum Gardasee: Die Unfallstelle auf der A9 liegt bei Hof auf der Höhe von Stammbach.
(Foto: n-tv.de / stepmap.de)
Bereits zehn Minuten nach dem Unfall sind die ersten Rettungskräfte im Einsatz. Doch sie können den Reisenden im Bus aus Sachsen nicht helfen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wird später von einer "gigantischen Hitze" sprechen. Es sei nicht möglich gewesen, Menschen aus dem Bus zu retten. Herrmann zeigt auf die Böschung hinter dem Bus. Die Flammen haben sich auch in die Vegetation gefressen.
Fünf Rettungshubschrauber
Mehr als 250 Rettungskräfte sind bei dem Unglück im Einsatz. Die 150 Feuerwehrleute sind allesamt Ehrenämtler. Allein acht Notärzte kümmern sich um die Verletzten, von denen zwei am Nachmittag noch um ihr Leben kämpfen. Fünf Rettungshubschrauber transportieren Verletzte in umliegende Krankenhäuser.
Am Nachmittag sind erst elf Todesopfer identifiziert. "Es werden noch Leichenteile geborgen", sagt Dobrindt. Der CSU-Minister spricht von vollkommen verbrannten Körpern. Noch sind nicht alle Angehörigen informiert. Erst müssen alle Opfer einen Namen haben. Medienberichten zufolge kommen die Senioren im Alter zwischen 66 bis 81 Jahren aus Dresden und der Oberlausitz. Der Bus war in Löbau losgefahren. Im brandenburgischen Weißwasser und Senftenberg steigen weitere Gäste zu.
Rettungsgasse zu schmal
Der Bus ist nach bisherigen Erkenntnissen "schräg auf einen Lkw aufgefahren", wie Dobrindt sagt. Es ist 7 Uhr. Die Grenze zwischen Thüringen und Bayern hat der Bus vor 30 Kilometern passiert. Der Verkehr stockt. Alles klingt nach einem Allerwelts-Unfall. Doch der Bus geht anscheinend sofort in Flammen auf. Weshalb es zu diesem Inferno gekommen ist, müssen nun die Ermittlungen klären.
Der Bus soll nur drei Jahre alt gewesen sein und erst kürzlich ohne Probleme eine neue TÜV-Plakette bekommen haben. Der Fahrer soll äußerst erfahren und bis zu diesem verhängnisvollen Tag unfallfrei unterwegs gewesen sein - 2013 erhielt er sogar eine Auszeichnung vom sächsischen Innenministerium.
Doch noch etwas beschäftigt die Helfer: Die nachfolgenden Autofahrer bildeten keine ausreichend große Rettungsgasse. Herrmann spricht wahlweise von unvernünftigem oder unverantwortlichem Verhalten. Darüber, ob dies möglicherweise die Rettung von Businsassen behindert habe, wolle er nicht spekulieren.
Quelle: ntv.de, mit AFP