Deutschland versinkt im Regen Trocken wird es nur im Norden und Westen
31.05.2013, 17:36 Uhr
In Stuttgart trauen sich die Menschen nur mit Schirm in die Innenstadt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gesperrte Autobahnen, vollgelaufene Keller: Nach tagelangem Regen führen viele Flüsse in Deutschland Hochwasser. Während die südöstlichen Regionen weiter mit Dauerregen kämpfen müssen, bringt das Wochenende Entlastung für den Nordwesten - dort wird es trocken und vielleicht sogar sonnig.
n-tv.de: Dauerregen und Überschwemmungen. Björn, wie lange müssen wir noch mit Unwettern rechnen?
Björn Alexander: Auch am Wochenende bleibt es in einigen Landesteilen bei teils heftigem Regen mit einer akuten Hochwassersituation. Denn die Tiefs verwirbeln derzeitig unterschiedliche Luftmassen genau über Deutschland. Auf der einen Seite ist von der Nordsee und Westeuropa kühle Meeresluft eingeflossen. Zum anderen saugen die Tiefs feuchtwarme Luft vom Mittelmeer an. Diese schiebt sich über die kühlere Luft und das sorgt eben nach wie vor für unwetterartige Regenmengen.
Wo war es am schlimmsten und was liegt noch vor uns?
Vom heftigsten Regen betroffen war zuletzt die Südosthälfte. Und das wird auch am Wochenende so bleiben. Von Donnerstagmorgen bis Freitagfrüh sind in Teilen Bayerns und Sachsens sowie in Thüringen schon mal 50 bis 70 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Hinzu kommen bis Sonntagabend im Süden und Südosten nochmals 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter. Noch heftiger wird es den Alpenrand treffen. Um die 150 Liter pro Quadratmeter sind möglich, stellenweise vielleicht sogar um die 200 Liter pro Quadratmeter.
Wie sieht es mit der Hochwassergefahr aus?

Bei Nürnberg sind bereits jetzt viele Straßen durch den Regen kaum noch befahrbar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die wird sich in den betroffenen Regionen nochmals deutlich verschärfen. Die Böden sind wassergesättigt und alles, was fällt, geht direkt in den Abfluss. Nur in den höheren Lagen der Alpen werden die Niederschläge zuerst einmal in Form von Schnee gespeichert. Die Schneefallgrenze sinkt am Sonntag bis auf circa 1000 Meter. Darunter kommt sehr vie l Wasser mit hinzu und das betrifft nach wie vor erst einmal kleinere Flüsse und Bäche. Hier könnten besonders in Bayern und Baden-Württemberg am Wochenende auch neue Wasserstandsrekorde erreicht werden. Auch in Thüringen und Sachsen sind weitere Überschwemmungen zu erwarten.
Wie sieht es an den größeren Flüssen aus?
Der schiffbare Main hat bereits die Meldestufe 1 erreicht. Und mit einem weiteren Anstieg ist aufgrund des Regens zu rechnen. An Rhein und Donau oder Elbe hingegen ist die Lage entspannter. Allerdings muss das Wasser aus den Zuläufen ja irgendwo hin. Die Pegelstände werden also auch dort weiter ansteigen. Hier wird es wahrscheinlich für ein mäßiges Hochwasser reichen. Für den Rhein in Köln bedeutet das Anfang nächster Woche einen Pegelstand von um die 8 Meter.
Kein extremes Hochwasser also. Und es betrifft ja auch nicht alle, oder?
Nein. Das Wochenende wird bei uns extrem kontrastreich verlaufen. Denn während die Menschen im Süden und Südosten mit viel Regen und ausufernden Bächen und Flüssen kämpfen müssen, macht sich im Westen und Norden bereits ein Hoch vom Atlantik her bemerkbar. Das verspricht dort bis zum Sonntag einen deutlichen Sonnenzuwachs und immer öfter trockenes Wetter. Dementsprechend verteilen sich dann auch die Temperaturen: Im Dauerregen sind am Sonntag kaum mehr als 8 bis 13 Grad möglich. Mit Sonne am Rhein dagegen rund 20 Grad.
Und auch das ist ja für den Sommer, der ja bei euch Meteorologen am 1. Juni beginnt, zu kalt, oder nicht?
Ja. Ein Sommertag ist per Definition erreicht, wenn die 25 Grad-Marke überschritten wird. Allerdings sind freundliche 20 Grad ja durchaus zu gebrauchen. Auch wenn es abends am Grill oder für Nachtschwärmer schon eher frisch zur Sache geht.
Können wir uns denn in der nächsten Woche über mehr Wärme freuen? Und was macht das Hochwasser?
Am Montag schwächt sich auch im Südosten der Regen ab und nur in Teilen Bayerns regnet es noch häufiger. Ansonsten ist es schöner beziehungsweise sonniger und trocken. Dienstag dann allgemein freundlich und nur noch ganz vereinzelte Schauer. Das wirkt sich natürlich auch auf die Hochwassersituation aus. Spätestens am Montag gibt's Entspannung an den kleineren Flüssen und Bächen. Am Dienstag dürften dann die Höchststände an den Strömen erreicht werden. Die Sonne ist dann - wie gesagt - oft mit dabei. Allerdings könnten die Temperaturen zugegebenermaßen noch einen Aufschwung gebrauchen. Ein Aufwärtstrend ist jedoch auf jeden Fall da: Montag bei 10 bis 20, Dienstag und Mittwoch immerhin meist 15 bis 22 Grad.
Für die Reisewilligen unter uns: Wo gibt es in Europa denn den Sommer?
Am östlichen Mittelmeer erwarten Sie momentan sonnige 24 bis knapp 30 Grad. Auch der Süden Spaniens lockt mit Werten um 25 bis 28 Grad. Etwas unterkühlter und wechselhafter sind Teile Italiens mit Höchstwerten um 20 Grad. Und ganz weit vorn ist für Sonnenhungrige der hohe Norden. Das Mittsommerfest naht und ein Hoch beschert dem Polarkreis derzeitig in einigen Regionen 19 bis 23 Sonnenstunden bei sommerlichen 25 bis 28 Grad.
Quelle: ntv.de