Panorama

Wer erhält Weltkulturerbe-Krone? UNESCO entscheidet über Anträge

Ab Sonntag prüfen UNESCO-Experten eine Woche lang, welche der angemeldeten Stätten die Auszeichnung als Weltkulturerbe verdienen. Ein Kandidat: das "Oberharzer Wasserregal".

Ein so genanntes Kunstrad mit Feldgestänge und Hubsatz in Clausthal-Zellerfeld: Mit Hilfe der Wasserräder wurden im Bergbau die Gruben trocken gehalten und das Wasser wurde in die Harzerseen (Wasserregal) geleitet.

Ein so genanntes Kunstrad mit Feldgestänge und Hubsatz in Clausthal-Zellerfeld: Mit Hilfe der Wasserräder wurden im Bergbau die Gruben trocken gehalten und das Wasser wurde in die Harzerseen (Wasserregal) geleitet.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im Oberharz dürften die Bewohner ab Sonntag gespannt auf Nachrichten aus der brasilianischen Stadt Brasilia warten: Dort prüft der zuständige Ausschuss der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) einen Antrag, die sogenannte Oberharzer Wasserwirtschaft zum Weltkulturerbe zu erklären. Um die begehrte Auszeichnung bewerben sich neben dem deutschen Meisterwerk früher Bergbau- und Ingenieurskunst weltweit noch 29 andere Stätten - Naturparks, historische Gebäude, Stadtviertel, Ausgrabungsorte und landschaftlich besonders beeindruckende Gebiete.

Entscheidung am 3. August

Über eine Woche lang werden die Experten der in Paris ansässigen UNESCO prüfen, welche der angemeldeten Stätten einen "außergewöhnlichen universellen Wert" haben und daher die Auszeichnung als Weltkulturerbe verdienen. Am 3. August will das Welterbekomitee seine Entscheidungen bekanntgeben. Die dürften in einigen Fällen nicht leicht fallen, denn mehrere Bewerbungen sind umstritten. Dies gilt etwa für den Antrag der Marshall-Inseln, das Bikini-Atoll in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. Auf dem Atoll testeten die USA von 1946 bis 1958 Atombomben. Dort zündeten sie auch die bisher größte Wasserstoffbombe. Dies habe die "Geschichte der Welt" geprägt, begründeten die Marshall-Inseln ihren Antrag.

Nachbildung von Darwins Studierzimmer in seinem Haus in Downe (südlich von London).

Nachbildung von Darwins Studierzimmer in seinem Haus in Downe (südlich von London).

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eher ungewöhnlich ist auch das Anliegen Großbritanniens, die Umgebung um das Haus von Charles Darwin als Weltkulturerbe einzustufen. Der Naturwissenschaftler sei dort zu seiner revolutionären Theorie über die Entwicklung der Arten inspiriert worden, macht London geltend. Andere originelle Anträge betreffen ein von den Briten in ihrer ehemaligen Kolonie Australien eingerichtetes Lager für Strafgefangene, sowie die Feste Fort Jesus in Mombasa in Kenia, von der aus Sklaven abtransportiert wurden, oder eine Stätte mit Dinosaurier-Fossilien in Spanien.

Eine der zahlreichen Grachten in Amsterdam.

Eine der zahlreichen Grachten in Amsterdam.

(Foto: picture-alliance/ ZB)

Eher klassisch sind Bewerbungen von Naturparks, etwa in Bulgarien, China oder auf der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean, sowie die von historischen Stadtvierteln. In dieser Kategorie hat Österreich die Aufnahme der Altstadt und des barocken Eggenberg-Schlosses von Graz in die Weltkulturerbe-Liste beantragt. Die Niederlande wollen die Auszeichnung für die Grachten vom Amsterdam. Paris wiederum hofft auf eine Aufnahme des Bischofspalastes in der südfranzösischen Stadt Albi in die Liste, die bislang 890 Stätten in 148 Ländern umfasst. Initiiert wurde die Auszeichnung mit der UN-Konvention zum Schutze des Weltkulturerbes aus dem Jahre 1972.

Begehrtes Label kurbelt Tourismus an

Bei den Beschlüsse des Welterbekomitees, dem Experten aus 21 Ländern angehören, steht viel auf dem Spiel. Denn das begehrte Label kurbelt erfahrungsgemäß den Tourismus an. Außerdem erleichtert es den Zugang zu Subventionen für den Erhalt der Stätten. Im Gegenzug ist die Auszeichnung aber mit Auflagen verbunden, etwa bei städtebaulichen Projekten. Werden diese nicht eingehalten, können die UNESCO-Experten einer Stätte das Label wieder entziehen. Diese schmerzliche Erfahrung musste 2009 Dresden machen, weil der Bau einer Brücke den Prüfern zufolge den "universellen und einzigartigen Wert" des Elbtales beeinträchtigt.

In diesem Jahr droht zwar keiner Stätte die Streichung aus der Liste. Mehrere Projekte sollen allerdings kritisch unter die Lupe genommen werden - etwa der 2012 geplante Bau einer Autobahn durch den Serengeti-Naturpark n Tansania. Außerdem wollen die UNESCO-Experten eine Petition der Umweltschutzorganisationen Greenpeace und World Wildlife Fund gegen die Wiedereröffnung einer Papierfabrik am russischen Baikal-See prüfen.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen