Sturmgewehre im Linienflieger US-Ermittler entdecken scharfe Waffen
24.12.2014, 00:02 Uhr
Schuhe ausziehen, Bodyscanner und nicht mehr als 100 Milliliter Flüssigkeiten: Ein anderer Passagier bringt Sturmgewehre mit an Bord.
(Foto: REUTERS)
Wie sicher sind die Passagierkontrollen an US-Flughäfen? In Atlanta, dem größten Luftdrehkreuz der Welt, gelingt es Waffenschmugglern, scharfe Handfeuerwaffen bis in die Kabine zu bringen. Ihr Ziel: Die bevölkerungsreichste Großstadt der USA.
Die Verantwortlichen können von Glück reden, dass es sich 'nur' um Schmuggler handelt: US-Ermittler haben eine gravierende Sicherheitslücke bei Linienflügen aufgedeckt, bei der teils geladene Faustfeuerwaffen und Sturmgewehre samt Munition an Bord von US-Passagierjets gelangt waren.
Wie der Sender CNN berichtete, hatte ein Angestellter der Gepäckabfertigung mit seinem Dienstausweis die Kontrollen am Flughafen in Atlanta umgangen, um einem Komplizen kurz vor dem Abflug in einer Toilette des Sicherheitsbereichs die Schusswaffen und Munition zu übergeben. Bei einem der beiden Täter soll es sich Medienberichten zufolge um einen Mitarbeiter der Fluggesellschaft Delta Airlines handeln.
Am größten Flughafen der Welt
Der Flughafen Atlanta liegt im US-Bundesstaat Georgia. Dank seiner zentralen Lage hat er sich in den vergangenen Jahren zu einem ungemein verkehrsreichen Drehkreuz im US-Luftverkehr entwickelt. Sowohl gemessen an den Flugbewegungen als auch bei der Gesamtzahl der abgefertigten Passagiere rangiert der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport mit seinen insgesamt fünf Start- und Landebahnen auf Platz 1 der Rangliste der weltgrößten Verkehrsflughäfen.
Der Waffenschmuggel in Atlanta wirft ernste Fragen auf. Schließlich müssen gewöhnliche Passagiere seit den Anschlägen vom 11. September 2001 große Unannehmlichkeiten und detaillierte Gepäckbeschränkungen bis hinunter Kosmetika und Nagelscheren in Kauf nehmen, bevor sie bis ins Flugzeug vorgelassen werden.
Sturmgewehre an Bord
Möglich wurde der Schmuggel allerdings nur durch einen Komplizen in der Abfertigung. Dort müssen sich Mitarbeiter in der Regel einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen. Nach Darstellung der Behörden wurden durch das Zusammenspiel des Helfers mit Dienstausweis und seines "fliegenden Komplizen" in mehreren Flügen mindestens 153 Schusswaffen - sowohl Pistolen, als auch Sturmgewehre - von Atlanta nach New York gebracht.
Dort wurden die gefährlichen Waffen unter anderem auf dem Schwarzmarkt verkauft. Anfang Dezember sei der "fliegende Komplize" am Flughafen John F. Kennedy in New York festgenommen worden - mit 18 Pistolen im Handgepäck. Sieben der Waffen seien geladen gewesen - wohl, um mehr Waffen samt Munition in verkaufsbereitem Zustand schmuggeln zu können. Die Menge hätte in jedem Fall ausgereicht, im Fall eines Streits oder einer gezielten Attacke ein Blutbad an Bord anzurichten oder womöglich auch den Absturz der Maschine herbeizuführen.
Konsequenzen am Flughafen?
Kurz nach der Festnahme in New York klickten auch die Handschellen für den Gepäcklader in Atlanta. Die Polizei war den Männern auf die Spur gekommen, als eine der Waffen in New York einem verdeckten Ermittler zum Kauf angeboten wurde. Der Vorfall dürfte landesweit eine Überprüfung der Sicherheitsstandards nach sich ziehen. Die Tatsache, dass schussbereite Waffen offenbar so einfach an Bord gebracht werden konnten, ließ Beobachter in US-Medien umgehend an der Wirksamkeit der bisher geltenden Vorkehrungen gegen Terroranschläge im US-Luftverkehr zweifeln.
Experten in Deutschland dürfte das Problem bekannt vorkommen: Erst vor wenigen Tagen waren Sicherheitsmängel an Deutschlands größtem Flughafen Frankfurt aufgedeckt worden. Prüfern war es nach Medienberichten mehrfach gelungen, Waffen oder gefährliche Gegenstände durch die Passagierkontrolle zu schmuggeln. Hier hatte allerdings nicht die Hintergrundüberprüfung der Mitarbeiter in der Gepäckabfertigung versagt, sondern schlicht die Aufmerksamkeit der Kontrolleure gelitten.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa