Panorama

Tiefs donnern in Richtung Europa "Über dem Atlantik könnte ein Jahrhundert-Orkan entstehen"

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In Nordirland heißt es mancherorts bereits "Land unter".

In Nordirland heißt es mancherorts bereits "Land unter".

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)


Orkanböen bis 200 km/h, zehn Meter hohe Wellen: Über dem Atlantik braut sich derzeit was zusammen. Die Folgen werden vor allem in Westfrankreich zu spüren sein. Doch auch hierzulande wird es stürmisch, bevor dann wohl endgültig die nass-kalte Zeit beginnt, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander prognostiziert.

ntv.de: Gleich mehrere Regionen in Europa werden von außergewöhnlichen Wetterereignissen heimgesucht. Worum geht es?

Björn Alexander: Auf dem Wetter-Highway ist sprichwörtlich die Hölle los. Grund ist eine äußerst turbulente und aktive Tiefdruck-Schmiede über dem Atlantik, der am Mittwoch und Donnerstag sogar ein Jahrhundert-Orkan entspringen könnte. Außerdem drohen im Bereich Norditalien und Adria bis nach Slowenien und Kärnten nochmals heftige Unwetter - vor allem durch Starkregen.

Welche Regenmengen sind zu erwarten?

Die Wettermodelle prognostizieren aktuell in Spitzen rund 200 bis 500 Liter pro Quadratmeter. Dementsprechend drohen ab der Wochenmitte erneut Erdrutsche, lokale Überflutungen und Hochwasser. Immerhin fällt in Spitzen binnen kurzer Zeit so viel Regen wie beispielsweise in Magdeburg durchschnittlich im ganzen Jahr.

Wie sind die Prognosen für den Sturm?

Derzeit donnert ein Tief nach dem anderen vom Atlantik in Richtung Europa - bislang noch mit vergleichsweise glimpflichen Auswirkungen. Aber das dürfte sich leider recht bald ändern.

Warum?

Mit Tief "Emir", das international den Namen "Ciarán" trägt, braut sich jetzt ein äußerst intensiver Orkan zusammen, der sogar bisherige Rekorde brechen könnte. So gehen die Berechnungen im Zentrum des Sturms zum Teil herunter auf bis zu 950 hPa (Hektopascal). Zum Vergleich: Der niedrigste Luftdruck bei Orkan "Lothar" im Dezember 1999 lag bei 962 hPa.

Was bedeutet dieses Szenario?

Der Schwerpunkt des Sturms liegt voraussichtlich im Bereich Westfrankreich mit der Bretagne und dem Ärmelkanal bis herüber nach England. Auch an der belgischen und niederländischen Küste sowie bis herunter ans Mittelmeer kann es noch recht heftig werden. Die Modelle berechnen über Teilen Westeuropas Orkanböen von mehr als 120 Kilometer pro Stunde - über dem offenen Wasser sind sogar Böen bis Tempo 200 nicht auszuschließen. Zudem türmen sich die Wellen auf bis zu zehn Meter und mehr auf.

ntv-Wetterexperte Björn Alexander blickt auf die nächsten Tage. 

ntv-Wetterexperte Björn Alexander blickt auf die nächsten Tage. 

(Foto: Privat)

Womit müssen wir in Deutschland durch den Orkan rechnen?

Auch hierzulande wird es stürmisch - vor allem im Nordwesten sowie an den Alpen, wo der Föhnsturm vorübergehend wieder loslegen wird. Vom Hauptsturmfeld "Emirs" bleiben wir nach jetzigem Stand glücklicherweise verschont.

Ist das Extremwetter danach gebannt?

Vorerst einmal nicht. Denn nach einer kurzen Pause am Freitag nähern sich vom Atlantik noch weitere Tiefs, die uns neben erneuter Sturmgefahr ebenfalls Regen sowie kühlere Luft mitbringen.

Ein Hauch von Winter?

Damit sinkt die Schneefallgrenze zumindest mal gegen 1000 Meter und im Flachland wird es teils nasskalt. Ein Feeling, an das wir uns im November wohl auch dauerhaft gewöhnen müssen. Immerhin sieht ein Gros der Wettermodelle, dass sich in die abwechslungsreiche Gemengelage wiederholt kühlere Luft einmischen und das Bergland allmählich dem Winter näher bringen kann.

Quelle: ntv.de

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