Panorama

Neuseeland: "Rena" verliert weiter Öl WWF fürchtet um Nahrungskette

Ein Freiwilliger sammelt am Strand von Tauranga Öl auf.

Ein Freiwilliger sammelt am Strand von Tauranga Öl auf.

(Foto: AP)

An der neuseeländischen Küste wächst die Furcht vor einer großen Umweltkatastrophe. Das Öl aus dem havarierten Frachter "Rena" kann wegen des schlechten Wetters nicht abgepumpt werden und läuft ungehindert aus. Die Umweltorganisation WWF warnt vor schweren Folgen für die Nahrungskette.

Die Umweltorganisation WWF hat davor gewarnt, dass Schweröl aus dem vor Neuseeland havarierten Frachter "Rena" in die Nahrungskette gelangen könnte. "Wenn die Gesamtladung ausläuft, dann befürchte ich Schlimmeres", sagte WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutte. "Das wäre das worst-case-Szenario." Das Öl sei dann bis hin zu einem Jahrzehnt in der Nahrungskette. Ähnlich hatte sich kürzlich auch Jörn Ehlers vom WWF gegenüber n-tv geäußert.

Die Arbeiten am Wrack kommen kaum vorwärts.

Die Arbeiten am Wrack kommen kaum vorwärts.

(Foto: AP)

"Das Wichtigste ist, das Öl abzupumpen, bevor der Frachter zerbricht", erklärte Lutte weiter. Dieses Vorhaben gestaltet sich jedoch schwierig. Bis zu fünf Meter hohe Wellen hätten das Schiff in der Nacht in Bewegung gesetzt und seinen Rumpf weiter beschädigt, berichteten die Behörden über die Situation auf dem Meer. Aus Sicherheitsgründen waren die 25 verbliebenen Männer vom Schiff evakuiert worden.

Wegen des starken Seegangs konnten Taucher den Schiffsrumpf nicht inspizieren. Über Nacht gelangte der Frachter zwar zunächst in eine aufrechtere Position. Inzwischen steht das Schiff aber ungünstiger als zuvor. Die Situation sei mehr und mehr "besorgniserregend", sagte ein Sprecher der neuseeländischen Schifffahrtsbehörde MNZ. Kommende Woche soll ein australisches Schiff die Fracht der "Rena" mit einem Kran übernehmen und wegtransportieren.

Bis zu 350 Tonnen Schweröl ausgelaufen

Schon jetzt sind aus den Treibstofftanks des Frachters zwischen 130 und 350 Tonnen Schweröl ausgelaufen. Umweltminister Nick Smith sprach von der bisher schwersten Umweltkatastrophe seines Landes.

Tierärzte säubern einen ölverschmierten Seevogel.

Tierärzte säubern einen ölverschmierten Seevogel.

(Foto: dpa)

Die bislang ausgetretene Menge an Treibstoff sei vergleichbar mit einem Schiffsunglück in der Nordsee, ordnet WWF-Experte Lutte den Unfall ein. So seien 1998 rund 100 Tonnen Schweröl aus der "Pallas" ausgelaufen - 16.000 Tiere starben an den Folgen. "Das wäre da durchaus möglich", meinte Lutter mit Blick auf die mögliche Zahl toter Tiere in der betroffenen Plenty-Bucht, einem Paradies für Seevögel, Delfine und Wale. Während die ersten Vögel bereits verklebt an den Stränden liegen, sind die Meeressäuger noch nicht betroffen. "Das wäre bei einem größeren Ölteppich aber zu befürchten", sagte Lutter.

Bei Mount Maunganui, einem beliebten Badevorort der Hafenstadt Tauranga, arbeiten Helfer bereits daran, das angeschwemmte Öl zu entfernen. Gesundheitsbehörden brachten an der Küste Warnschilder an mit dem Hinweis, verseuchten Fisch und Meeresfrüchte nicht zu essen. Umweltschützer sind bereits vor Ort, um ölverschmierte Vögel zu retten, meldete die Zeitung "New Zealand Herald".

Unfall im Naturparadies

Im Zoo von Tauranga finden Pinguine ein Asyl.

Im Zoo von Tauranga finden Pinguine ein Asyl.

(Foto: AP)

Der Frachter war am vergangenen Mittwoch rund 22 Kilometer vor der Küste auf ein gut dokumentiertes Riff gelaufen. Das Unglücksgebiet vor der Plenty-Bucht ist ein Paradies für Seevögel, Delfine sowie Wale und wegen der Natur und der Badestrände auch bei Touristen sehr beliebt.

In der Nacht zum Montag hatten Bergungsmannschaften mit dem Abpumpen des Schweröls aus der "Rena" begonnen. Wegen schlechten Wetters mussten die Arbeiten jedoch wieder eingestellt werden. Nach Angaben der Schifffahrtsbehörde MNZ wurden bislang nur rund 10 der insgesamt 1700 Tonnen Treibstoff aus den Tanks auf das Spezialschiff "Awanuia" umgepumpt. Neben dem Treibstoff befinden sich nach neuen Erkenntnissen auch noch 200 Tonnen Diesel an Bord des Containerschiffes.

Mangelhafte Seekarten

Berichte, wonach die "Rena" erhebliche Mängel aufgewiesen haben soll, wollten die neuseeländische Schifffahrtsbehörde und die Regierung weiterhin nicht kommentieren. Bei mehreren Inspektionen in China, Australien und im neuseeländischen Hafen Bluff hätten Behörden unter anderem ungenaue Seekarten entdeckt, berichtete die Gewerkschaft der Seeleute Maritime Union. Verkehrsminister Steven Joyce sagte, die neuseeländische Schifffahrtsbehörde habe der "Rena" eine Freigabe gegeben und lediglich ein Problem mit einer Seekarte von Südchina festgestellt.

Das Unglücksschiff ist nach Auskunft des deutschen Verbands der Reeder 1990 in Kiel gebaut worden und somit erst 21 Jahre alt - und nicht 32, wie zuvor angegeben.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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