Panorama

Opfer mit je zwei Kopfschüssen getötet War der Vierfachmord eine Auftragstat?

Die Polizei riegelt die Umgebung des Tatortes ab.

Die Polizei riegelt die Umgebung des Tatortes ab.

(Foto: REUTERS)

Immer mehr Hinweise lassen vermuten, dass der Mord an der britischen Familie in Frankreich von Profikillern geplant und ausgeführt worden ist. Präzise und schnell strecken offenbar je zwei Kopfschüsse die Familienmitglieder nieder. Innerhalb einer halben Minute ist alles vorbei. Die Behörden vermuten nun, dass mehrere Mörder am Werk gewesen sind.

Nach dem schockierenden Vierfachmord in Ostfrankreich verdichten sich offenbar die Hinweise darauf, dass es sich um eine gezielte Kommandoaktion gehandelt hat. Nach Informationen des Senders Sky News sollen die drei ermordeten Familienmitglieder mit jeweils zwei Kopfschüssen getötet worden sein. Der französische Radfahrer, dessen Leiche außerhalb des Fahrzeuges gefunden wurde, hatte fünf Schusswunden. Die Aktion soll nicht länger als 30 Sekunden gedauert haben. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Schüsse von mehreren Schützen abgefeuert wurden.

Derweil rätseln die Behörden in Frankreich und in Großbritannien, der Heimat der Urlauberfamilie, über mögliche Mordmotive. So könnte der Tat ein Familienstreit um Geld zugrunde liegen. Der ermittelnde Staatsanwalt Eric Maillaud sagte, eines der Mordopfer, der erschossene Familienvater Saad al-Hilli, habe anscheinend Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt. "Diese Information scheint seriös zu sein, sie stammt von der britischen Polizei." Der Bruder müsse nun "sehr lange" befragt werden.

Zugleich warnte Staatsanwalt Maillaud, voreilige Schlüsse zu ziehen. Es müsse die Frage gestellt werden, ob Geldstreitigkeiten tatsächlich Anlass für einen Vierfach-Mord sein könnten. Es werde daher jede Spur "akribisch" verfolgt. Nach Angaben aus französischen Polizeikreisen hat sich der Bruder des Mordopfers bei der britischen Polizei gemeldet und seine Unschuld beteuert.

Das Haus der Familie in Claygate, Surrey.

Das Haus der Familie in Claygate, Surrey.

(Foto: AP)

Wie der "Independent" berichtet, sei die Familie plötzlich in den Urlaub aufgebrochen. Die Zeitung zitierte einen Freund der Familie aus dem Örtchen Claygate in der Grafschaft Surrey mit den Worten, die Familie sei "Hals über Kopf" in die Ferien gefahren. Er habe den 50 Jahre alten Iraker, eines der späteren Opfer, noch auf eine Tasse Kaffee treffen wollen und ihn deswegen angerufen. Am Telefon habe er ihm gesagt, dass er schon nicht mehr auf der Arbeit sei.

Mann war Ingenieur, seine Frau Zahnärztin

Der Iraker habe mit seiner Frau und den zwei Töchtern in einem Fachwerkhaus in Claygate gelebt. Er habe freiberuflich als Ingenieur für computergestütztes Konstruktionsdesign (CAD) gearbeitet. Nach BBC-Informationen war er unter anderem für Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrtbranche tätig. Seine Frau, eine Zahnärztin, habe er in Dubai kennengelernt.

Den Angaben des Freundes zufolge war der Iraker mit britischem Pass erst vor kurzem in seiner alten Heimat, um Immobilien zurückzufordern, die seiner Familie vom Regime Saddam Husseins abgenommen worden war. Er selbst war bereits in den 1970er Jahren nach Großbritannien gekommen und hatte zunächst im Londoner Stadtteil Pimlico gelebt.

Das Boulevard-Blatt "Daily Mail" schrieb, britische Geheimdienste seien eingeschaltet. Dort sei der Name des Mannes bereits bekannt - sowohl der Inlandsgeheimdienst MI5 als auch der Auslandsdienst MI6 hätten seit dem Golf-Krieg von 1991 Akten über den Mann.

Bei dem kaltblütigen Mord waren auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Annecy der 50 Jahre alte Saad al-Hilli, seine Frau, die Mutter der Frau und ein Fahrradfahrer, der vermutlich zufällig am Tatort vorbeifuhr, erschossen worden. Wie durch ein Wunder überlebten die beiden kleinen Töchter des getöteten Paares, eine schwer-, die andere unverletzt. Das schwer verletzte sieben- oder achtjährige Mädchen wurde in ein künstliches Koma versetzt. Die Opferfamilie ist irakischer Abstammung und lebte in Großbritannien, die Großmutter war schwedische Staatsbürgerin. Bevor die Identität der Opfer offiziell bestätigt wird, müssen noch DNA-Proben und Fingerabdrücke verglichen werden.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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