Video für Werbedeal geplantYoutuber gesteht absichtlichen Flugzeugabsturz

Der Youtuber Trevor Jacob springt aus einem Flugzeug, scheinbar gibt es Probleme mit dem Propeller. Mehrere Kameras zeichnen ihn dabei auf - das Video generiert Millionen Klicks. Der Pilot beharrt zunächst darauf, es handele sich um ein Unglück. Nun räumt er ein, wie es wirklich zu dem Absturz kam.
Für Klicks, Likes und gute Werbedeals legen sich viele Internetstars ins Zeug. So sind waghalsige Videos in den sozialen Medien schon lange nichts Ungewöhnliches mehr, sind sie doch ein sicheres Mittel, die Aufmerksamkeit der vielen Follower zu bekommen. Im Dezember 2021 treibt der US-amerikanische Youtuber Trevor Jacob dieses Prinzip auf die Spitze: Um die Klickzahlen für seine Videos zu erhöhen, lässt der heute 29-Jährige ein Flugzeug abstürzen. Das hat Jacob nun vor dem Bundesgericht in Los Angeles gestanden.
Sein Plan scheint zunächst aufzugehen - rund drei Millionen mal wird auf seinen Beitrag "I Crashed my Airplane" geklickt, der Großteil seiner Videos erhält nur einen Bruchteil dieser Klickzahlen. Das Video zeigt Jacob, einen erfahrenen Piloten und Fallschirmspringer, in seinem Leichtflugzeug des Modells Taylorcraft BL-65. Zunächst sieht alles nach einem normalen Flug aus: Jacob startet die Maschine von einem kleinen Flughafen in Kalifornien, zeigt seinen Zuschauerinnen und Zuschauern den blauen Himmel und hält den ausgestreckten Daumen in die Kamera - alles verläuft nach Plan.
Nur wenig später, etwa bei Minute eins des Videos, gibt es plötzlich Probleme mit dem Propeller der Maschine. Diese scheinen nicht mehr zu funktionieren. Der Pilot befindet sich gerade in der kalifornischen Sierre Nevada. Er wird nun panisch, flucht und öffnet mehrmals die Tür des Flugzeugs. Kurz darauf stürzt Jacob sich kopfüber aus dem Flugzeug. Einen Rucksack mit Fallschirm hat er bereits umgeschnallt. Die Zuschauer betrachten die Szene aus zwei verschiedenen Winkeln, denn die Maschine ist an vielen Stellen mit Kameras ausgestattet.
Zweifel am Unglück
Es folgen schnelle Szenenwechsel: Das Video zeigt Jacob beim Öffnen seines Fallschirms sowie das Flugzeug, das führerlos ins Gebirge stürzt. Im letzten Teil des knapp 13 Minuten langen Videos läuft der Youtuber durch die Wildnis, sucht das Wrack und trifft schließlich auf Menschen, die ihn in ihrem Auto mitnehmen.
Auf den ersten Blick sieht alles nach einem tragischen Unfall und viel Glück im Unglück aus, doch schnell keimt die Vorahnung, Jacob selbst könnte etwas mit dem Vorfall zu tun haben. Er habe den Absturz nur inszeniert, werfen ihm erst Hobbypiloten im Internet und schließlich auch die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA vor. Der Youtuber verliert seine Fluglizenz, er habe gegen die Luftfahrtregeln der USA verstoßen.
Die "New York Times" zitierte damals aus einem Brief der Behörde an Jacob. Er habe weder versucht, die Flugsicherung zu kontaktieren noch das Triebwerk wieder in Gang zu bringen oder das Flugzeug per Segelflug zu landen. Jacob selbst hielt damals dagegen: "Ich kann mit Freude sagen, dass ich mein Flugzeug nicht absichtlich zum Absturz gebracht habe, um auf Youtube gesehen zu werden."
Staatsanwaltschaft verkündet Geständnis
Der Internetstar hielt an dieser Aussage fest - bis jetzt. So teilt die kalifornische Staatsanwaltschaft mit, Jacob sei bereit, "sich schuldig zu bekennen". Er gab zu, die Behörden belogen zu haben. Demnach reichte er einen Unfallbericht ein, in dem er fälschlicherweise angab, dass das Flugzeug 35 Minuten nach dem Start einen vollständigen Leistungsabfall erlitten habe. Außerdem behinderte er die Ermittlungen, indem er das Wrack mit einem Hubschrauber abholen ließ und anschließend zerstörte, obwohl er behauptete, die Flugzeugteile im Gebirge nicht gefunden zu haben.
Der Grund für die lebensgefährliche Aktion: Jacob wollte das Video für einen Werbedeal mit einem Unternehmen, das Geldbörsen herstellt, verwenden. Er "gab in seiner Einlassung zu, dass er mit dem Video Geld verdienen wollte", heißt es von der Behörde. Dafür versuchte er, die größtmögliche Zahl an "Online-Zuschauern" zu generieren.
Drei Millionen Klicks brachte ihm das Video - und möglicherweise eine lange Haftstrafe. Es handele sich um eine Straftat, die mit bis zu 20 Jahren Haft in einem Bundesgefängnis geahndet werden könne, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Man rechne damit, dass Jacob "in den kommenden Wochen" erstmals vor Gericht erscheinen werde.