Massive Internetzensur 120 Blogger sitzen im Gefängnis
12.03.2012, 09:11 UhrNach der Revolution geht in Libyen eine "Ära der Zensur" zu Ende. Doch in vielen anderen Staaten greifen die Machthaber immer drastischer in die Freiheit ihrer Bürger im Internet ein. Reporter ohne Grenzen warnt: Vor allem in China und Iran verschärft sich die Situation.

Internetnutzer in China leben gefährlich. Zumindest, wenn sie die Grundfesten des kommunistischen Systems infrage stellen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Sie sind die größten Feinde der Freiheit im Internet: Der Iran und China haben die Überwachung im Netz im vergangenen Jahr deutlich verschärft. Das kommunistische Regime in Peking übt nach einem Bericht von Reporter ohne Grenzen massiven Druck auf private Online-Firmen aus, damit diese bei der Zensur helfen. Der Iran will laut der Nichtregierungsorganisation ein "nationales Internet" einrichten, das vom Rest der Welt abgeschottet ist. Stark verschlechtert hat sich nach der Studie auch die Lage in Syrien.
Syrien geht brutal gegen Internetaktivisten vor
In seinem aktuellen Bericht anlässlich des Welttags gegen Internet-Zensur bezeichnet Reporter ohne Grenzen zwölf Länder als "Feinde des Internets", weil sie Online-Inhalte stark filtern, den Netzzugang beschränken, "Cyber-Dissidenten" verfolgen oder Propaganda verbreiten. Neu auf dieser Liste sind in diesem Jahr der Golfstaat Bahrain und Weißrussland.
In Syrien ist das Regime von Präsident Baschar al-Assad laut Reporter ohne Grenzen nicht nur auf den Straßen brutal gegen die Opposition vorgegangen. Es habe auch das Internet rigoros zensiert, um die Verbreitung von Nachrichten zu unterdrücken. Angeblich bekam es dabei Unterstützung des Iran.
Als weitere "Feinde des Internets" benennt die Organisation Birma, Kuba, Nordkorea, Saudi-Arabien, Turkmenistan, Usbekistan und Vietnam.
In Libyen geht eine Ära der Zensur zu Ende
Verbesserungen sieht Reporter ohne Grenzen dagegen in Libyen. Nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi sei eine "Ära der Zensur" zu Ende gegangen.
Immer häufiger werden Blogger und Online-Journalisten wegen ihrer Aktivitäten unter Druck gesetzt. Mindestens 199 sind laut Reporter ohne Grenzen im vergangenen Jahr festgenommen worden, rund 30 Prozent mehr als 2010. Derzeit sind weltweit 120 Blogger und Online-Aktivisten in Haft, vor allem in China, Vietnam und im Iran.
14 Länder stehen bei Reporter ohne Grenzen "unter Beobachtung", darunter demokratische Länder wie Frankreich und Australien. Sie betreiben unter anderem Filtersysteme oder wollen sie einführen. Auch Russland und die Türkei stehen auf der Beobachtungsliste.
Quelle: ntv.de, dpa/rts