Politik

Interview „Wir müssen Kutschma dazu zwingen, von selber zu gehen“

Interview mit der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko ("Block Julia Timoschenko") am Rande der Protestveranstaltung "Volkstribunal gegen Präsident Leonid Kutschma" am 12. Oktober 2002 in Kiew

n-tv.de: Frau Timoschenko, sind sie zufrieden mit der heutigen Demonstration?

Julia Timoschenko: Zufrieden ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn so lange es so viel Leiden in diesem Land gibt, kann man nicht zufrieden sein. Deswegen gehen wir ja alle auf die Strasse. Denn Präsident Kutschma trägt dafür die Verantwortung, aber es gibt keine Möglichkeit, ihn auf regulärem, parlamentarischem Weg loszuwerden. Diese Wege hat er alle abgeschnitten. So können wir nur durch unsere Proteste einen psychologischen Effekt erzeugen, der ihn dazu bringt, von selbst zu gehen.

n-tv.de: Ihr ehemaliger Mitstreiter Viktor Juschtschenko demonstriert nicht mit Ihnen. Bedeutet das eine Schwächung der Opposition?

Julia Timoschenko: Wir bedauern sehr, dass der ehemalige Premierminister nicht mehr dabei ist. Aber es sind viele seiner Anhänger gekommen, die unsere Sache unterstützen.

n-tv.de: Kann die Opposition überhaupt ohne Juschtschenko als Vertreter der stärksten Partei weitermachen?

Julia Timoschenko: Wir werden sogar besser ohne ihn auskommen. Er ist für mich kein Oppositionspolitiker mehr, seit er mit Kutschma über eine mögliche Koalition verhandeln will.

n-tv.de: Welche weiteren Protestaktionen planen Sie?

Julia Timoschenko: Als nächstes werden wir die Vorwürfe gegen Kutschma, die wir auf diesem Tribunal formuliert haben - Verfassungsbruch und schwere Gesetzesverstösse - der Generalstaatsanwaltschaft übergeben. Wir möchten, dass ein ordentliches Strafverfahren gegen Kutschma durchgeführt wird.

Das Interview führte n.tv Korrespondentin Donata Dröge

Quelle: ntv.de

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