Falsch etikettiertes Essen 1600 Lebensmittelprüfer fehlen
26.02.2013, 09:46 Uhr
(Foto: REUTERS)
Ein Prüfer für 1200 Betriebe – so lässt sich kein Überwachungsdruck aufbauen. Davon ist zumindest der Berufsverband der Lebensmittelkontrolleure überzeugt. Nachdem in Europa in vermeintlichen Rindprodukten Pferdefleisch auftauchte und falsch etikettierte Eier aufflogen, sucht nicht nur die Politik verzweifelt nach einem Mittel, um weitere Lebensmittelskandale zu verhindern.
Der Berufsverband der Lebensmittekontrolleure fordert nach einer Reihe von Lebensmittelskandalen in der EU mehr Personal. Teils sei ein Prüfer für 1200 Betriebe zuständig, kritisierte der Vorsitzende Martin Müller in der "Welt". "Dadurch können wir nicht den spürbaren Überwachungsdruck auf die Branche ausüben, der notwendig wäre."
Derzeit sind laut Verbandsangaben bundesweit rund 2400 Prüfer im Einsatz. Für effektive Kontrollen viel zu wenig, davon zeigt sich Müller überzeugt. Nötig wären mindestens 4000 Prüfer. "Sonst reiht sich auch in Zukunft Skandal an Skandal."
Müller zeichnete im Gespräch mit der "Welt" ein düsteres Bild der Lebensmittelindustrie. "Da wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält", sagte er. Er versicherte zwar, dass es kaum Gesundheitsgefahren gebe, nämlich nur in 0,3 Prozent der Fälle, bei der Deklaration dagegen werde regelmäßig getäuscht. Zuvor hatte schon der Beamtenbund mehr Kontrolleure gefordert.
"Betrug im großen Stil"
Nach den Skandalen um falsch etikettierte Eier und Pferdefleisch in vermeintlichen Rindprodukten wird der Ruf nach effektiven Lebensmittelkontrollen auch in der deutschen Politik immer lauter. Verbraucherministerin Ilse Aigner sprach von "Betrug im großen Stil". Die CSU-Politikerin sagte, es fehle nicht an Gesetzen, aber an Kontrollen. "Die zuständigen Kontrollbehörden der Bundesländer müssen diese Gesetze auch überwachen", sagte sie.
Auch der Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherausschusses, Hans- Michael Goldmann, forderte wegen des Eier-Skandals eine schärfere Überwachung. "Wir benötigen intensivere und fachlich bessere Lebensmittelkontrollen", zitierte die "Passauer Neue Presse" den FDP-Politiker. Er frage sich, warum es so lange gedauert habe, bis die Betrugsfälle ans Licht gekommen seien. "Die Verbraucher fragen sich zu Recht, was sie überhaupt noch glauben können."
Zuletzt stoppte die Möbelhauskette Ikea den Verkauf der beliebten Hackbällchen "Köttbullar" wegen des Verdachts auf Pferdefleisch in 24 Ländern, darunter auch in Deutschland.
Quelle: ntv.de, ieh