Plädoyer zu Rostock-Lichtenhagen 18 Monate für versuchten Mord
03.06.2002, 17:00 UhrZehn Jahre nach den ausländerfeindlichen Krawallen in Rostock-Lichtenhagen hat die Staatsanwaltschaft für die drei Angeklagten im Prozess um Brandstiftung Jugendstrafen von je 18 Monaten gefordert - in zwei Fällen soll die Strafe nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft zudem zur Bewährung ausgesetzt werden.
Die jetzt 27 bis 29 Jahre alten Männer seien der schweren Brandstiftung und des versuchten Mordes schuldig, sagte Ankläger Wulf Kollorz am Montag vor dem Schweriner Landgericht. Die Anklage wirft den Männern vor, während der Ausschreitungen im Rostocker Neubaubezirk Lichtenhagen im August 1992 auf eine Asylbewerberunterkunft Brandflaschen geworfen zu haben.
100 vietnamesische Bewohner des Hauses und der Rostocker Ausländerbeauftragte Wolfgang Richter konnten sich nur durch die Flucht aufs Dach vor den Flammen in Sicherheit bringen. "Ihr Motiv war Ausländerhass, und durch die Aussagen einer Zeugin ist für uns erwiesen, dass alle drei das Haus mit Brandflaschen angegriffen haben ", sagte Kollorz.
Zwei der Angeklagten hatten das Werfen von Brandflaschen bestritten, der dritte sich nicht zu den Anklagevorwürfen geäußert. Bei der Bemessung der Strafe müsse auch die lange Dauer des Verfahrens berücksichtigt werden, das auf eine Überlastung der Justiz zurückzuführen sei.
Die Vertreter Richters und eines Vietnamesen, die als Nebenkläger auftreten, verzichteten auf eigene Strafanträge. Die Verteidiger, die voraussichtlich am Donnerstag ihre Plädoyers halten werden, wollen Freispruch beantragen. Das Urteil wird für den 17. Juni erwartet.
Quelle: ntv.de