Probleme mit Castor-Behältern 2009 kein Atom-Transport
29.04.2008, 13:20 UhrWegen Problemen mit dem neuen deutschen Castor-Behälter verzögern sich die beiden letzten Atommüll-Transporte ins Zwischenlager Gorleben. Im Jahr 2009 werde es keine Fahrt von Atommüll-Behältern aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben geben, teilte das Bundesumweltministerium mit und bestätigte im wesentlichen einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Grund ist eine Verzögerung bei der Genehmigung des neuen Behältertyps.
2008 soll aber wie geplant Atommüll ins Zwischenlager Gorleben rollen. Die Genehmigung für die Fahrt der Behälter des französischen Typs wird nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz in den kommenden Tagen erwartet. Die Transporte des hoch radioaktiven Atommülls werden seit vielen Jahren von Protesten und einem hohem Polizeiaufgebot im Wendland begleitet.
Probleme mit dem HAW 28 M
Die Transporte nach Gorleben werden nach 2008 erst 2010 wieder aufgenommen, weil es Verzögerungen sowohl wegen angeblicher verkehrsrechtlicher Mängel des neuen Castor-Behälters HAW 28 M als auch wegen Bauarbeiten in der Anlage in La Hague gibt, wie das Bundesumweltministerium erklärte. 2010 und 2011 sind dann mit jeweils elf Behältern der neuen Bauart die letzten Transporte aus La Hague vorgesehen.
Die Castoren enthalten nicht wiederverwertbare Überreste alter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken. Zuletzt waren Behälter im Jahr 2006 nach Gorleben gerollt. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, forderte den Stopp aller Transporte ins Zwischenlager.
Castoren neuen Typs
Der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter erklärte, der Antragsteller - die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) als Castor-Hersteller - habe "Unterlagen nicht rechtzeitig beigebracht", die die Bundesanstalt zur Materialprüfung (BAM) benötige. "Wenn die Voraussetzungen nicht vorliegen, kann der Transport nicht stattfinden." Wie die Zeitung berichtete, habe eine deutsch-französische Regierungskommission wegen weiterer Verzögerungen bei der Genehmigung des neuen Castor-Typs empfohlen, den 2009 geplanten Atommüll-Transport auszusetzen.
Der neue Castor-Behälter wird derzeit in der Bundesanstalt für Materialforschung auf seine Zuverlässigkeit überprüft. Diese Prüfung werde frühestens im September beendet sein. Gleichwohl könnten nicht bereits im kommenden Jahr Behälter transportiert werden, weil dann in La Hague Bauarbeiten anstünden. Die Castoren neuen Typs sollen einer höheren Wärmeentwicklung standhalten.
Unstimmigkeiten im Zulassungsverfahren
Nach Darstellung der "Süddeutschen Zeitung" gab es im Zulassungsverfahren für den deutschen Castor erhebliche Unstimmigkeiten. In einem Schreiben an die GNS aus dem vergangenen Dezember beklage die Bundesanstalt für Materialprüfung "Defizite des Antragstellers bei grundlegenden Fragestellungen". Diese Defizite seien "eine der wesentlichen Ursachen für die zeitlichen Verzögerungen" gewesen, hieß es. Auch seien Modelle so verändert worden, dass sie bestimmte Ergebnisse brächten. Atomkraftgegner warfen der GNS Unzuverlässigkeit vor und forderten, die Gesellschaft solle ihre Zulassung verlieren.
Die GNS betonte ihrerseits jedoch in der "Süddeutschen Zeitung", dass sich allein die Berechnungen verzögerten. Es existierten keinerlei Hinweise, dass es grundsätzliche Bedenken an der Sicherheit des Behälters gebe. Die Sicherheit des Castors wird unter anderem anhand komplizierter Berechnungen überprüft. Sie sollen das Verhalten des Materials bei Unfällen simulieren. Unter anderem werden Fall- und Feuertests gemacht.
Im Zwischenlager Gorleben stehen nach Angaben des Umweltministeriums in Hannover bereits 80 Atommüll-Behälter, 33 müssen insgesamt noch aus Frankreich nach Gorleben gebracht werden. 2007 war der jährliche Castor-Transport bereits ausgefallen, weil laut Ministerium die notwendigen Behälter neuerer Bauart nicht einsatzbereit waren.
Quelle: ntv.de