Tödliche Taser 334 Opfer in den USA
16.12.2008, 06:00 UhrNach Angaben von Amnesty International sind in den USA seit 2001 nach dem Einsatz von Elektroschockwaffen 334 Menschen ums Leben gekommen. Die Menschenrechtsorganisation forderte die Behörden deshalb auf, die Verwendung solcher Waffen auszusetzen oder auf lebensbedrohliche Situationen zu beschränken. Die Behauptung, die so genannten Taser seien keine tödlichen Waffen, halte einer gründlichen Überprüfung nicht stand.
"Diese Elektroschocker sind nicht die 'nicht tödlichen Waffen', als die sie angepriesen werden", erklärte Mathias John, Rüstungsexperte von Amnesty Deutschland. "Sie sollten - wenn überhaupt - nur als letztes Mittel eingesetzt werden". Ein Problem der Tasereinsätze sei das "hohe Missbrauchsrisiko". Auf Knopfdruck könnten "fast ohne Spuren wieder und wieder starke Schmerzen verursacht werden". Den Gebrauch solcher Elektroschockwaffen, ohne dass es vorher umfassende und unabhängige Untersuchungen über die möglichen Auswirkungen gegeben habe, nannte John Besorgnis erregend. Dies gelte auch für Deutschland, wo Spezialkommandos der Polizei Taser in mehreren Bundesländern einsetze.
Großbritannien baut den Einsatz dieser Waffen derzeit aus. Bei einem Taser werden ähnlich wie bei einer Pistole Elektroden an einer langen Schnur abgefeuert, die am Körper des Getroffenen haften bleiben. Über die Kabelverbindung wird dann der Strom übertragen. Die Waffen setzen eine Ladung von 50.000 Volt frei. Dadurch wird das Nervensystem beeinträchtigt und der Gegner für mehrere Sekunden bewegungsunfähig gemacht.
90 Prozent unbewaffnet
Die Studie von Amnesty International stützt sich auf 98 Autopsien und kommt zu dem Schluss, dass 90 Prozent der nach einem Taser-Einsatz Verstorbenen nicht bewaffnet waren und von ihnen häufig keine unmittelbare Bedrohung ausging. In manchen Fällen wurde ein weiterer Elektroschock verabreicht, weil die Zielperson nach dem ersten Einsatz gelähmt war und nicht auf Anweisungen reagiert hatte.
Die Polizei setzte der Studie zufolge Taser auch gegen Kinder, Schwangere und Menschen mit Altersdemenz ein. In mindestens sechs Todesfällen wurde ein Taser gegen Menschen mit neurologischen Problemen eingesetzt: so beispielsweise gegen einen Arzt, der nach einem Autounfall einen epileptischen Anfall erlitt. Er starb nach mehreren Elektroschocks, nachdem er, verwirrt und benommen, den Befehlen der Polizisten nicht nachkam.
In den meisten der untersuchten 334 Todesfälle spielten weitere Faktoren wie Drogen eine Rolle. Nichtsdestotrotz kamen Gerichtsmediziner und Justizbehörden zu dem Schluss, dass die Elektroschocks von Tasern in mindestens 50 Fällen direkt oder indirekt zum Tode führten.
Quelle: ntv.de