Politik

Rinder und Geld für die Familien 400.000 Euro für Kundus-Opfer

Seit Monaten wird um die Entschädigung der Opfer des Tanklaster-Bombardements von Kundus gerungen. Nun leistet Deutschland individuelle Wiedergutmachung.

Unter den Opfern des Tanklaster-Angriffs waren viele Zivilisten.

Unter den Opfern des Tanklaster-Angriffs waren viele Zivilisten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Acht Monate nach dem verheerenden Bombardement zweier Tanklaster bei Kundus im Norden Afghanistans hat die Bundesregierung die Entschädigung der Opfer und Angehörigen eingeleitet. Der Kommandeur des Wiederaufbauteams von Kundus nahm mit Dorfältesten und Regierungsvertretern Gespräche über die Verteilung von 400.00 Euro auf, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin mit.

Gleichzeitig wurden die Angehörigen der sechs afghanischen Soldaten entschädigt, die am Karfreitag versehentlich von Bundeswehrsoldaten getötet worden waren. Der tragische Zwischenfall ereignete sich im Zuge des blutigen Gefechts, bei dem auch drei Bundeswehrsoldaten von radikalislamischen Taliban getötet worden waren. Die sechs afghanischen Soldaten waren mit zwei Fahrzeugen auf eine Bundeswehreinheit zugefahren und hatten nach deutschen Angaben mehrere Warnsignale missachtet. Ein Marder-Panzer nahm sie schließlich unter Beschuss.

Unfrieden vermeiden

Neben direkten Geldzahlungen seien auch Sachleistungen denkbar. Entscheidend sei, dass die Maßnahmen nicht zu Unfrieden in der Bevölkerung führten. Alle Leistungen würden "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht" zur Entschädigung erfolgen. "Es wird in den nächsten Tagen noch weitere Gespräche geben", sagte der Sprecher. Die ursprünglich geplante Förderung von Entwicklungsprojekten ist nach seinen Angaben aus Sicherheitsgründen derzeit nicht möglich.

Bei den von einem Bundeswehroberst befohlenen Luftschlägen auf zwei Tanklaster waren am 4. September 2009 bei Kundus bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt worden. Wie viele Zivilisten darunter waren, ist bis heute unklar.

Langer Prozess

Um die Entschädigung wird seit Monaten gerungen. Das Verteidigungsministerium hatte im Winter eine Soforthilfe im Wert von 150.000 Euro für Brennholz, Decken, Kocher und Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Anschließend wurden Verhandlungen mit dem Bremer Anwalt Popal über eine zweite Stufe der Entschädigung geführt, die das Ministerium Mitte April allerdings abbrach. Möglicherweise geht der Streit über die Entschädigung trotz der jetzt gefundenen Regelung weiter. Popal, der eigenen Angaben zufolge knapp 80 Angehörige von Opfern des Bombardements vertritt, hat bereits eine Klage angekündigt.

Quelle: ntv.de, dpa

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