Indischer "Volltreffer" war keiner 500 Kriegsschiffe gegen Piraten
26.11.2008, 07:22 UhrDie Bundeswehr hält im Kampf gegen die Piraten vor Somalia eine Flotte von 500 Kriegsschiffen für nötig. Nur so könnten weitere Piratenüberfälle am Horn von Afrika effektiv unterbunden werden, berichtet die "Berliner Zeitung" unter Berufung auf das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Derzeit kämen die tatsächlich in dem Gebiet operierenden internationalen Seestreitkräfte nur auf einen winzigen Bruchteil dieser Stärke.
Nach Angaben des US-Militärkommandos in Bahrain sei die "Combined Task Force 150" der NATO-Staaten und verbündeter Nationen wie Saudi-Arabien, Pakistan und Japan im Durchschnitt lediglich mit bis zu 15 Kriegsschiffen im Golf von Aden und vor der Küste Somalias vertreten, berichtet die Zeitung. Hinzu kämen gegenwärtig noch ein russisches Schiff, eines aus Indien und eines unter der Flagge Malaysias.
1400 Soldaten geplant
Angesichts dieser Lage unterstützen Politiker der Großen Koalition Pläne der Regierung, die Piratenjagd mit bis zu 1400 Soldaten zu verstärken. "Das Mandat sollte nicht auf Kante genäht sein", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold. Es sei gut, bewaffnete Soldaten als Sicherungskommandos zur Abschreckung von Piraten auf Handelsschiffen einzusetzen: "Ich will nicht, dass deutsche Reeder bewaffnetes privates Sicherheitspersonal einkaufen." Das sei eine Sache des staatlichen Gewaltmonopols.
Das Bundeskabinett entscheidet Anfang Dezember über die Beteiligung der Bundeswehr an dem Anti-Piraten-Einsatz der Europäischen Union. Der EU-Einsatz soll am 8. Dezember starten. Derzeit befinden sich 17 Schiffe und mehr als 250 Seefahrer in der Gewalt somalischer Piraten.
Verwirrung um indischen "Volltreffer"
Die von der indischen Marine vermeldete Versenkung eines großen Piratenschiffs vor der Küste Somalias war möglicherweise ein großer Irrtum. Statt des sogenannten Mutterschiffs der Piraten, wie zunächst behauptet, soll die Fregatte "INS Tabar" bei dem nächtlichen Feuergefecht im Golf von Aden ein thailändisches Fischereiboot getroffen und zerstört haben. Dies erklärte laut CNN der Eigner der "Ekawat Nava 5" in Bangkok. Demnach hätte die indische Fregatte das Feuer auf sein Boot eröffnet, als es gerade von Piraten geentert worden sei.
Die indische Marine hatte vor einer Woche die Versenkung des Piraten-Mutterschiffs nach einem Seegefecht der Fregatte mit den Seeräubern verkündet. Nach indischer Darstellung hatten die Piraten von dem Boot aus die Fregatte mit automatischen Waffen und Panzerfäusten beschossen. Als Mutterschiffe dienen den somalischen Piraten üblicherweise Fischereiboote, mit denen sie ihre eigenen Schnellboote weit auf das offene Meer schleppen, um dort ihre Beute zu jagen.
Piraten machen Druck
Derweil haben die Piraten an Bord des saudiarabischen Supertankers "Sirius Star" rasche Verhandlungen über ihre Lösegeldforderung verlangt, um "diese Krise zu beenden". Die Lösegeldforderung für den am 15. November im Indischen Ozean gekaperten Öltanker beläuft sich auf 25 Millionen Dollar. Ursprünglich hatten die Piraten ein Ultimatum zur Erfüllung ihrer Forderungen bis zum 30. November gesetzt. Von den rund hundert Schiffsentführungen seit Beginn des Jahres durch somalische Piraten ist die Kaperung der 330 Meter langen "Sirius Star" die spektakulärste.
Quelle: ntv.de