Politik

Vier Explosionen erschüttern Kairo ARD-Team von wütender Menge attackiert

Der erste Anschlag riss einen mehrere Meter großen Krater in die Port-Said-Straße. Auch das Museum für Islamische Kunst auf der gegenüberliegenden Seite wurde schwer beschädigt.

Der erste Anschlag riss einen mehrere Meter großen Krater in die Port-Said-Straße. Auch das Museum für Islamische Kunst auf der gegenüberliegenden Seite wurde schwer beschädigt.

(Foto: dpa)

Ein Fernsehteam des SWR wird bei Dreharbeiten in Ägypten angegriffen. Die drei Männer können mit Hilfe eines Zivilpolizisten der wütenden Menge entkommen. Zuvor detonieren in Kairo mehrere Bomben. Das ARD-Team wollte über die Anschläge berichten.

Bei einer Anschlagsserie in Kairo sind mindestens sechs Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Einer der Attentäter rammte sein mit Sprengstoff beladenes Auto in eine Absperrung vor dem Polizeihauptquartier im Stadtzentrum, wie ein Augenzeuge berichtete. Im Tagesverlauf detonierten in der ägyptischen Hauptstadt drei weitere Bomben. Drei ARD-Mitarbeiter wurden bei Dreharbeiten an einem der Tatorte angegriffen und verletzt.

Auch das Museum für Islamische Kunst wurde schwer beschädigt.

Auch das Museum für Islamische Kunst wurde schwer beschädigt.

(Foto: imago/Xinhua)

Ein Polizist, der den Angriff auf das Hauptquartier miterlebte, berichtete, der Angreifer habe mit seinem Wagen den Metallzaun um das Gebäude gerammt. Bei dem Anschlag wurden vier Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt. Durch die Explosion wurde die Fassade der Polizeizentrale zerstört. Auch das gegenüberliegende Museum für Islamische Kunst wurde stark beschädigt.

Mitarbeiter nach Warnschüssen befreit

Ein Fernsehteam des Südwestrundfunks wurde nach Angaben des Senders von einer wütenden Menschenmenge attackiert, als es am Tatort drehen wollte. Mehrere aufgebrachte Anwohner bezichtigten die SWR-Mitarbeiter demnach, "Unterstützer der Muslimbrüder" und "Verräter" zu sein. Zwei der Angegriffenen erlitten Schnittwunden und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Zudem hätten sie sich schwere Prellungen zugezogen. Kameramann, Produzent und Fahrer hätten sich daraufhin zurückgezogen, seien aber weiter verfolgt worden. Sie seien "massiv geschlagen und mit scharfen Gegenständen attackiert" worden. Auch Kamera und Ausrüstung seien beschädigt worden. Ein ägyptischer Zivilpolizist sei dem Fernsehteam schließlich zur Hilfe geeilt und habe die drei Männer mit Warnschüssen befreit.

Noch drei weitere Bomben

Wenige Stunden nach dem ersten Anschlag explodierten in Kairo drei weitere Bomben. Der erste Angriff richtete sich gegen ein Polizeifahrzeug nahe einer U-Bahnstation im Stadtviertel Dokki. Ein Polizist wurde getötet. Zwei weitere Sprengsätze detonierten später an der Hauptstraße zu den Pyramiden von Gizeh. Ein Mensch wurde dabei getötet, vier Polizisten erlitten Verletzungen.

Die Staatsführung kündigte an, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Auch wer an der Planung oder Finanzierung der Anschläge beteiligt gewesen sei, werde hart bestraft, hieß es in einer Erklärung des Präsidentenbüros. Die Unterstützer Mursis distanzierten sich von dem Angriff auf das Polizeihauptquartier. "Wir verurteilen den Anschlag in Kairo und betonen unsere Bereitschaft, friedlich gegen den Putsch zu kämpfen", erklärten die Islamisten.

Am Samstag soll in Ägypten an den Beginn der Revolte gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak vor drei Jahren erinnert werden. Im Vorfeld der Feiern wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Die Muslimbrüder riefen ihrerseits zu 18-tägigen Protesten auf, um an die 18 Tage dauernden Massenproteste zu erinnern, die letztlich zum Sturz Mubaraks am 11. Februar 2011 führten.

Das Auswärtige Amt rief Reisende in Kairo und anderen großen Städten auf, am Wochenende im Hotel zu bleiben, da es zu weiteren Anschlägen und gewaltsamen Zusammenstößen bei den Demonstrationen kommen könnte.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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