Politik

Mit oder ohne Taschenrechner Abi soll vergleichbar werden

Bremen oder Bayern, Saarland oder Sachsen? Das Abitur ist in Deutschland bislang recht unterschiedlich - wie Lehrpläne und Schulen auch.

Bremen oder Bayern, Saarland oder Sachsen? Das Abitur ist in Deutschland bislang recht unterschiedlich - wie Lehrpläne und Schulen auch.

(Foto: dpa)

Ein bundesweites Zentralabitur soll es ausdrücklich nicht geben, sagt die Kultusministerkonferenz, doch "das Anforderungsniveau wird am Ende gleich sein". Bis zum Abitur 2017 soll der Aufgabenpool zur Verfügung stehen. Noch streiten die Kultusminister allerdings um Taschenrechner und Leselisten.

Das Abitur soll künftig von Bundesland zu Bundesland vergleichbarer werden. Nach Angaben des Präsidenten der Kultusministerkonferenz (KMK), Stephan Dorgerloh, haben sich einstimmig alle Bundesländer für den Aufbau eines gemeinsamen zentralen Aufgabenpools ausgesprochen. Aus diesem Pool können die Länder ab dem Schuljahr 2016/17 Aufgaben für ihre Abiturprüfungen abrufen.

Die Entscheidung trägt den bedeutungsschweren Namen "Wittenberger Beschluss" - die KMK hatte am Donnerstag und Freitag in der Lutherstadt Wittenberg getagt. Geliefert werden die Aufgaben von den Ländern, überprüft werden sie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), das 2004 von der KMK gegründet wurde und an der Berliner Humboldt-Universität angesiedelt ist.

"Das Beste aus den Ländern kommt in den Pool", sagte SPD-Politiker Dorgerloh, der Kultusminister von Sachsen-Anhalt ist. Nach seinen Worten stellt der "Wittenberger Beschluss" sicher, dass gleiche Schwierigkeitsgrade und Bewertungsmaßstäbe für mehr Mobilität von Schülern und Lehrern sorgen. Zunächst geht es um die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch. Die Naturwissenschaften sollen folgen.

Streit um Taschenrechner

Der Startschuss für den Pool war bereits einmal verschoben worden, weil es unter den Ländern Differenzen über die Kriterien gab, nach denen die Aufgaben konzipiert werden sollen. Strittig ist zum Beispiel, ob beim Lösen von Mathematik-Aufgaben der Einsatz von Rechnern erlaubt sein soll. Beim Deutsch-Unterricht ist umstritten, ob Lektürelisten festgelegt werden sollen. Auch die genaue Formulierung der Aufgaben wird in den Ländern unterschiedlich gehandhabt, die Vereinheitlichung dürfte deshalb nicht einfach werden.

Seit dem Pisaschock 2001 werden gemeinsame Abituraufgaben für die deutschen Gymnasien diskutiert. Ein bundesweites Zentralabitur ist zumindest offiziell ausdrücklich nicht geplant - zu sehr ist Deutschland noch immer ein bildungspolitischer Flickenteppich. "Ein Zentralabitur kann und wird es nicht geben", sagte Dorgerloh denn auch. Aber: "Das Anforderungsniveau wird am Ende gleich sein."

Bildungspolitischer Flickenteppich soll einheitlicher werden

Bislang macht eine selbst für Experten unüberblickbare Vielzahl von unterschiedlichen Schultypen, Lehr- und Rahmenplänen Umzüge über Ländergrenzen hinweg schwierig und Prüfungen kaum vergleichbar. Dennoch ist seit 2001 mit Blick auf die Angleichung von Bildungsstandards einiges passiert, allerdings meist auf der Ebene von Absprachen zwischen Bundesländern. Berlin und Brandenburg haben beispielsweise seit vier Jahren in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik ein gemeinsames Zentralabitur.

Bayern, Sachsen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wollen im kommenden Jahr die Prüfungen in Mathematik, Deutsch und Englisch abstimmen. An diesem Plan will die Sechsergruppe ungeachtet des KMK-Beschlusses festhalten. Als ersten Schritt zur Vereinheitlichung hatte die KMK schon im vergangenen Jahr Bildungsstandards für das Abitur verabschiedet; diese müssen von den Schulen noch umgesetzt werden.

KMK beruhigt Lehrer, Eltern und Schüler

Für Schulen und Lehrer, die häufig schlechte Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung von Reformen gemacht haben, bedeuten Beschlüsse wie der aktuelle meist zusätzliche Arbeit. Dorgerloh sagte, Lehrkräfte, Schüler und Eltern könnten sich "verlässlich darauf einstellen, dass der Aufgabenpool zum Abitur 2017 zur Verfügung stehen wird".

Die Kultusminister beschäftigten sich auch mit dem Lehrerbedarf bis zum Jahr 2025. Nach Berechnungen der KMK haben in den kommenden Jahren Lehramtsstudenten in den ostdeutschen Ländern besser Jobchancen: Dort fehlen jährlich rund 600 Lehrer. Gesucht wird Lehrernachwuchs demnach besonders im Bereich der beruflichen Bildung und der Sonderpädagogik; bei den Gymnasiallehrern gibt es indes mehr Bewerber als freie Stellen.

Auch an Grundschulen werden teilweise nicht ausgebildete Quereinsteiger beschäftigt. Abiturienten, die ein Lehramtsstudium aufnehmen wollen, sollten sich deshalb zuvor eingehend über die künftigen Einstellungschancen informieren, heißt es in einer Mitteilung der Kultusministerkonferenz.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP

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