EKD-Synode in Dresden Absage an den Islam
04.11.2007, 12:19 UhrDie Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat der Forderung von Islamvertretern nach einer Einbeziehung in den christlich-jüdischen Dialog eine Absage erteilt. Das jüdisch-christliche Verhältnis werde von der EKD als einzigartig betrachtet, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende und Berliner Bischof Wolfgang Huber zum Auftakt der EKD-Synode in Dresden. "Diese Einsichten einer christlichen Theologie nach Auschwitz dürfen auch angesichts neuer Herausforderungen im Gespräch mit dem Islam nach meiner festen Überzeugung nicht zur Disposition gestellt werden", erklärte Huber in seinem Ratsbericht. Vielmehr müsse das gewonnene Verhältnis zwischen Christen und Juden in seiner Einzigartigkeit bewahrt und weiterentwickelt werden.
Diskussion über den Bau neuer Moscheen
Huber betonte, dass die evangelische Kirche die freie Religionsausübung von Muslimen in Deutschland bejahe. "Dabei schließt das Ja zum Bau von Moscheen die kritische Auseinandersetzung über den Ort und die Größe, die Gestaltung und die Anzahl nicht aus." Huber warnte davor, kritische Äußerungen in diesem Zusammenhang mit antiislamischen oder rechtsextremen Einstellungen in Verbindung zu bringen. Das Verhältnis zwischen der EKD und dem Islam ist seit einiger Zeit belastet: Bereits 2006 hatte die EKD ein Positionspapier zum Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland veröffentlicht, das bei muslimischen Gemeinden für Verstimmung sorgte. Für seine Meinung zum Moscheebau war Huber vor kurzem außerdem vom Zentralrat der Muslime gerügt worden.
Helle Blitze Richtung Rom
In der Ökumene warf der EKD-Ratsvorsitzende dem Vatikan mangelnden Respekt vor dem Protestantismus vor. Zwar hänge das Selbstverständnis evangelischer Kirchen nicht von einer Anerkennung Roms ab, doch sei wechselseitiger Respekt für ökumenische Fortschritte unerlässlich. Huber bezog sich auf die heftig kritisierte Erklärung des Vatikans vom Sommer, in der die Katholiken der evangelischen Kirche erneut absprechen, "Kirche im eigentlichen Sinn" zu sein. Der Bischof rief zu einem gemeinsamen Auftreten der beiden großen Kirchen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen auf. Wenn beide Kirchen mit einer Stimme sprächen, könnten sie ihren Anlieger eher Gewicht verschaffen, als wenn sie getrennt agierten.
Bei der Suche nach Gott helfen
Im Eröffnungsgottesdienst der Synode rief Sachsens Landesbischof Jochen Bohl die Kirchenvertreter dazu auf, den Menschen bei ihrer Suche nach Gott zu helfen, statt bloß über die Kirchenstrukturen zu debattieren. Der Gedanke an Gott gewinne eine neue Anziehungskraft in der Gesellschaft, sagte Bohl in der Kreuzkirche. An der Synode in Dresden nehmen Vertreter der 23 Landeskirchen teil. Weitere Themen des Kirchenparlaments sind die Strukturreform der Kirche und die Beratung des EKD-Haushaltsplans. Die Synodentagung dauert bis Mittwoch.
Quelle: ntv.de