Stimmen nach der Thüringen-Wahl AfD als "Volkspartei Nummer eins" - "Gänsehaut" beim BSW
01.09.2024, 19:35 Uhr Artikel anhören
Gewinner der Wahl in Thüringen: Björn Höcke.
(Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen)
In Thüringen wird die AfD erstmals stärkste Kraft bei einer Landtagswahl. Angesichts dieses "historischen" Ereignisses, wollen die Rechtspopulisten bei der Regierungsbildung Wortführer sein. Die gleiche Rolle beansprucht die CDU für sich. Auch das BSW sieht sich in einer guten Position.
Bei der Landtagswahl in Thüringen ist die AfD nach ersten Hochrechnungen die stärkste Kraft mit deutlichem Abstand vor der CDU geworden. In Thüringen kam die von Björn Höcke geführte AfD bei der Wahl laut Hochrechnungen von ARD und ZDF mit 31,2 Prozent bis 33,1 Prozent auf den ersten Platz. Die CDU folgte mit klarem Abstand auf Platz zwei, das von Sahra Wagenknecht gegründete BSW kam aus dem Stand auf Platz drei. Große Verlierer waren die Linke und die Ampel-Parteien.
AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke sprach im MDR von einem "historischen Erfolg". Man sei die Volkspartei Nummer 1 in Thüringen. "Das dämliche Brandmauergehabe muss vorbei sein – Veränderung wird es nur mit der AfD geben." AfD-Parteichefin Alice Weidel betonte, dass die AfD "erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft geworden" sei. Das Wahlergebnis sei gleichzeitig ein Abstrafung der Ampel. SPD, FDP und Grüne sollten sich fragen, ob sie überhaupt noch weiterregieren können, so Weidel in der ARD. Was Koalitionsgespräche in Thüringen angeht, wurde die Parteichefin deutlich: "Unter normalen Umständen sondiert die stärkste Partei und das ist die AfD. Ohne uns ist eine stabile Regierung nicht mehr möglich." Man wolle sowohl in Sachsen als auch in Thüringen auf die CDU zugehen.
Der CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt sah einen persönlichen Regierungsauftrag für sich. "Die CDU ist die stärkste Kraft in der politischen Mitte. Und wir werden jetzt auch die Gespräche angehen und dazu einladen", sagte er in der ARD. Die SPD habe trotz des Gegenwinds durch die Ampel-Koalition in Berlin ein sehr respektables Ergebnis erzielt. "Und das wird mein erster Ansprechpartner sein", fügte er hinzu. Auf die Frage nach einem Koalitionspartner BSW sagte Voigt nur, dass man in aller Ruhe das Ergebnis abwarten müsse. "Aber ich begreife das schon auch als Auftrag an mich persönlich, auf diese Gespräche zuzugehen."
Auf eine Regierungsbeteiligung hofft auch das BSW als zweiter großer Gewinner der Wahl. "Wir hoffen sehr, dass wir am Ende mit der CDU eine gute Regierung zusammenbekommen", sagte Parteigründerin Sahra Wagenknecht. Wahrscheinlich spreche man auch mit der SPD. Eine Absage gab es für die AfD: "Wir haben immer gesagt, mit Herrn Höcke können wir nicht zusammenarbeiten." Spitzenkandidatin Katja Wolf sprach von einem "historischen Ergebnis". "Ich habe Gänsehaut diesen Moment zu erleben."
Leichte Verluste verzeichneten die Sozialdemokraten. SPD-Spitzenkandidat Georg Maier sprach bei ntv von "schwierigen Zeiten". "Wir müssen uns diesen Aufgaben stellen. Es geht um die Demokratie. Es geht um Thüringen." Parteichef Kevin Kühnert sagte im ZDF: "Das sind keine guten Ergebnisse, da freut sich niemand darüber im Willy-Brandt-Haus." In dem Ergebnis lägen Botschaften für Bundespolitik.
Massive Verluste verzeichnete die Linke. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sieht die Aufgabe zur Regierungsbildung bei CDU-Spitzenkandidat Voigt. "Der im demokratischen Spektrum, der die meisten Stimmen hat, der muss die Gespräche beginnen, der muss einladen. Ich werde alle dabei unterstützen, die helfen, dass wir zu einer demokratischen Mehrheit im Parlament bekommen", sagte Ramelow in der ARD. Zum schlechten Abschneiden seiner Partei sagte Linke-Spitzenkandidat Ramelow: "Wir haben auszuwerten, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind." Zugleich hob er die hohe Beteiligung an der Landtagswahl in Thüringen hervor: "Das ist die höchste Wahlbeteiligung, die das Land jemals hatte."
Die Grünen verpassten in Thüringen ersten Hochrechnungen zufolge den Wiedereinzug in den Landtag. Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang bezeichnete den Wahlerfolg der AfD als "historische Zäsur". "Wenn es die AfD geschafft hat, in einem Land, Thüringen, - und hier hoffe ich, dass es nicht dazu kommt - stärkste Kraft zu werden, dann ist das eine historische Zäsur für unser Land", sagte sie nach Bekanntwerden der ersten Prognosezahlen sichtlich aufgewühlt bei der Wahlparty ihrer Partei in Dresden.
Quelle: ntv.de, mba