Der Worte sind genug gewechselt Afrika wartet ab
09.06.2007, 14:48 UhrBei den auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm gemachten Versprechungen und Zusagen für Afrika kommt es nach Ansicht der südafrikanischen Regierung nun vor allem auf deren Umsetzung an. "Wir haben nicht um weitere Finanzmittel gebeten. Lasst uns umsetzen, was vereinbart worden ist", sagte der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki dem nationalen Rundfunksender SAFM. Es gehe darum, sich nicht hinter Worten zu verstecken, sondern gemachte Zusagen einzuhalten. Südafrika gehörte zur Gruppe der Schwellenländer, die am Rande des G8-Gipfels in Heiligendamm teilnahmen.
Kaum Erwartungen, wenig Enttäuschung
Die nationalen Medien ignorierten das Thema am Samstag entweder völlig oder berichteten auf ihren hinteren Seiten. Die große Analyse dürfte kommende Woche beim Afrikagipfel des Weltwirtschafsforums in Kapstadt anstehen. An dem Treffen werden neben afrikanischen Staats- und Regierungschefs, Ministern und Managern auch der G8-Chefunterhändler von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bernd Pfaffenbach, sowie der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan teilnehmen. Schon im Vorfeld des Gipfels in Heiligendamm waren die Erwartungen auf dem Kontinent eher verhalten. Insofern kam die Ernüchterung kaum überraschend. "Die afrikanischen Politiker hießen die Partnerschaft (mit dem Kontinent) willkommen, sagten aber, dass es nicht ausreichend sei", schrieb die Zeitung "The Weekender" am Samstag.
Eine der wenigen kritischen Stimmen, die sich bisher auf dem Kontinent äußerten, war die des südafrikanischen Professors Ben Turok. Der Entwicklungshilfe-Experte und Abgeordnete des am Kap regierenden Afrikanischen National-Kongresses (ANC) war kategorisch in seiner Ablehnung der G8-Ergebnisse. "Da gibt es eine Menge buchhalterischer Tricks", meinte er mit Blick auf die Tatsache, dass bei der Schuldenstreichung für die ärmsten Länder Entwicklungshilfe gegengerechnet wird. Kürzer brachte es die Korrespondentin des TV-Senders SABC auf den Punkt, die in Heiligendamm meinte: "Ein anderes Jahr, ein anderer Ort und es sieht nicht nach viel Neuem aus!"
Viele afrikanische Politiker hatten auf eine Art Marshall-Plan für Afrikas Wiederaufbau gehofft, aber schon im Vorfeld gemerkt, dass die G8-Länder diese Pläne nicht teilten. Afrikas Politiker schauen zudem zunehmend nach Asien und Lateinamerika. Die wachsende Süd-Süd-Kooperation zwischen den Schwellenländern Indien, China oder Südafrika löst Europa und Nordamerika als Wachstumsmotor zunehmend ab. Schon gibt es in Afrika die ersten Schlagzeilen, die die Frage aufwerfen: "Ist Süd-Süd der neue Norden"?
Gipfel in Arika
Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul schlug unterdessen vor, G-8-Gipfel in Zukunft in Afrika zu veranstalten. "Es ist durchaus eine Überlegung wert, ein G-8-Treffen künftig auch einmal in Afrika abzuhalten. Das führt allen die Probleme dieser Welt besser vor Augen", sagte die SPD-Politikerin der "Bild am Sonntag".
Wieczorek-Zeul kündigte zugleich weiteren Bedarf für ihren Etat an. Im Koalitionsvertrag sei beschlossen worden, den Anteil der Entwicklungshilfe bis zum Jahr 2010 auf 0,51 Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung aufzustocken. "Daran halte ich eisern fest, weil es um unsere Glaubwürdigkeit geht", sagte sie. Zwar habe die Bundesregierung bereits eine Verdopplung der Ausgaben für Afrika zugesagt, doch brauche es "immer wieder neue Aufstockungen, neue Haushaltsmittel und in manchen Fällen auch Entschuldung der ärmsten Länder", fügte sie hinzu.
Die sieben führenden Industrienationen und Russland (G-8) hatten sich darauf verständigt, ihre Hilfen im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria in den nächsten Jahren auf 60 Milliarden Dollar zu erhöhen. Der Gipfel hatte einen Beschluss vom G-8-Treffen vor zwei Jahren in Gleneagles bekräftigt, wonach die Hilfen für Afrika bis 2010 um 25 Milliarden Dollar aufgestockt werden sollen. Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) kritisierten, die zugesagten Hilfen reichten bei weitem nicht aus, um dem Kontinent nachhaltig zu helfen.
Quelle: ntv.de