Politik

Islamist regiert in Kairo Ägypten macht Israel Angst

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(Foto: REUTERS)

Während der Arabische Frühling in Europa große Hoffnungen geweckt hat, stößt er in Israel schon immer auf Unbehagen. Nun vollzieht sich die Wende in Ägypten und in Jerusalem sieht man sich noch stärker als bisher von den Islamisten bedroht.

Der Sieg des islamistischen Kandidaten Mohammed Mursi im großen ägyptischen Nachbarland weckt in Israel Sorge vor der Zukunft. Im Gazastreifen, wo die radikalislamische Hamas herrscht, wurde der Erfolg des "großen Bruders", der ägyptischen Muslimbruderschaft, hingegen begeistert gefeiert. Hamas-Anhänger fuhren in der Nacht laut hupend durch die Straßen des Palästinensergebiets, verteilten Süßigkeiten und feuerten Freudenschüsse ab.

Hamas erhofft sich nach dem Sieg Mursis eine weitere Annäherung an das mächtige Ägypten, Unterstützung im Widerstandskampf gegen Israel und eine weitere Öffnung der Grenze. "Die Verlierer in diesem Kampf sind Israel und seine Verbündeten in der Region", frohlockte Hamas-Führer Mahmud Al-Sahar, mit Blick auf die rivalisierende Palästinenserorganisation Fatah.

Die radikal-islamische Hamas wird gestärkt

Der gemäßigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verliert mit Mursis Sieg weiter an Boden im innerpalästinensischen Machtkampf. Die Muslimbruderschaft verhelfe Hamas zu "neuen Kräften, die ihr erlauben werden, die PLO in ihrer Rolle als einzige legitime Vertretung des palästinensischen Volkes ernsthaft herauszufordern", schreibt ein Kommentator der palästinensischen Zeitung "Al-Ajam". Die Hamas ist aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorgegangen und steht ihr ideologisch und religiös nahe. Für Israel wird es in Zukunft schwerer sein, hart gegen Hamas vorzugehen, ohne deren Schirmherren zu verärgern.

Israel befürchtet nach dem Sieg Mursis, der ohnehin kalte Frieden mit Ägypten könnte noch frostiger werden. "Die Welt hat uns ausgelacht, als wir den arabischen Frühling als islamischen Winter bezeichneten", sagte ein Regierungsvertreter der Zeitung "Haaretz"."Aber jetzt verstehen alle, wie die Lage ist." Jerusalem ist zwar unglücklich über den Wahlausgang in Ägypten, will es sich aber mit dem neuen Präsidenten keineswegs verderben. Die erste Reaktion des Regierungschefs Benjamin Netanjahu war daher betont vorsichtig formuliert. Es gab keinen Glückwunsch für Mursi, er bekräftigte aber den Wunsch nach einer weiteren Zusammenarbeit.

Israel ist auf Ägypten angewiesen

In Israel wird genau registriert, dass Mursi in seiner ersten Ansprache betont hat, er wolle alle internationalen Verträge seines Landes achten. Ägypten war 1979 das erste arabische Land, das einen Friedensvertrag mit Israel schloss. Es spielte bisher in der Region eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen Israel und der Hamas, die es auch nach dem Wahlsieg der islamistischen Hamas weiter ausfüllte.

Gute Beziehungen zu dem ägyptischen Militär sind für Israel von existenzieller Bedeutung: Zum einen hat der Oberste Militärrat dem Präsidenten wichtige Befugnisse entzogen, wie die Entscheidung über einen Krieg. Zum anderen ist Israel an der mehr als 200 Kilometer langen Grenze auf Ägyptens Unterstützung im Kampf gegen Terroristen und Schmuggler angewiesen. Ein Kommentator der israelischen Zeitung "Jediot Achronot" schreibt, für echte Veränderungen im Kurs gegenüber Israel hänge Ägypten zu sehr von der US-Finanzhilfe ab. Ägypten habe sich keinesfalls über Nacht "in ein Feindesland verwandelt, das die israelischen Grenzen bedroht".

Quelle: ntv.de, dpa

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