Israel lockert Friedensvertrag für Sinai Ägyptens Armee darf losschlagen
10.08.2012, 07:14 Uhr
LKW bringen Panzer in die Sinai-Region.
(Foto: REUTERS)
Israel lockert den seit 1979 geltenden Friedensvertrag mit Ägypten. Damit bahnt sich auf der Sinai-Halbinsel ein schwerer militärischer Konflikt zwischen Ägypten und mutmaßlichen Extremisten an. Diese hatten mehrere Kontrollpunkte von Armee und Polizei angegriffen. Ägypten darf jetzt mit Kampfhubschraubern gegen die Extremisten vorgehen.
Israel hat einer vorübergehenden Lockerung der Vorschriften des auf der Sinai-Halbinsel geltenden Friedensvertrags zugestimmt. Damit kann die ägyptische Armee mit Kampfhubschraubern gegen mutmaßliche Extremisten in der Region vorgehen. Den entsprechenden Beschluss fasste das israelische Sicherheitskabinett.
Im Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel von 1979 ist eine Entmilitarisierung der Sinai-Halbinsel vereinbart. Den Vorschriften entsprechend darf dort eigentlich nur ganz wenig Militär stationiert sein.
Die Situation auf der Sinai-Halbinsel hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch verschärft. Am Sonntag wurden 16 ägyptische Soldaten bei einem Überfall auf einen Grenzposten getötet. Ägypten und Israel machen Palästinenser aus dem Gaza-Streifen und Islamisten vom Sinai für den Angriff verantwortlich. Als Reaktion auf den Überfall startete die ägyptische Armee am Mittwoch die größte Militäroperation im Sinai seit Jahrzehnten, dabei wurden nach Angaben aus Armeekreisen 20 Extremisten getötet.
Mursi wehrt sich gegen Nachgiebigkeitsvorwurf
Aus Wut über die Tötung der Grenzschützer waren in Kairo Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten verlangten von der Regierung ein hartes Vorgehen gegen die Täter. "Wir wollen den Tod derer, die unsere Märtyrer in Rafah getötet haben", hieß es auf einem Transparent. Der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi wehrt sich gegen Vorwürfe, wegen seiner Nähe zu den islamistischen Muslimbrüdern möglicherweise nachgiebiger mit den Extremisten umzugehen.
Explosive Mischung in der Wüstenregion
In der Sinai-Wüstenregion leben Beduinenstämme, die sich von der Regierung in Kairo im Stich gelassen fühlen, aber auch anti-israelische Extremisten, Waffen- und Drogenschmuggler sowie Al-Kaida-Sympathisanten. Seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak im vergangenen Jahr hat sich die Sicherheitslage in dem Gebiet verschlechtert. Israel beobachtet die Entwicklungen mit Sorge.
Quelle: ntv.de, AFP/rts