Politik

Kritik an Schmähvideo und Protesten Ahmadinedschad fordert Mäßigung

In der muslimischen Welt wird weiterhin gegen den Film demonstriert - hier im pakistanischen Lahore.

In der muslimischen Welt wird weiterhin gegen den Film demonstriert - hier im pakistanischen Lahore.

(Foto: REUTERS)

"Wir verurteilen jede Form von Extremismus", sagt Irans Präsident Ahmadinedschad. Er meint damit die weltweiten Proteste gegen den antiislamischen Films eines US-Amerikaners. Doch auch den Film kritisiert der Staatschef. Die USA weisen derweil scharf das Kopfgeld zurück, das ein pakistanischer Minister auf den Macher des Films ausgesetzt hat.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat das in den USA produzierte islamfeindliche Schmähvideo kritisiert, zugleich aber die gegen den Film demonstrierenden Muslime zur Mäßigung aufgerufen. "Wir verurteilen jede Form von Extremismus", sagte Ahmadinedschad dem US-Fernsehsender CNN vor Beginn der UN-Generaldebatte in dieser Woche. Der Iran verurteile "jedes provozierende Handeln, das die religiösen Gedanken und Gefühle aller Menschen verletzt".

"Den Heiligen Propheten zu beleidigen ist ziemlich widerlich", sagte Ahmadinedschad. "Das hat wenig oder gar nichts mit Freiheit und Meinungsfreiheit zu tun. Das sind die Schwäche und der Missbrauch der Freiheit, und in vielen Fällen ist es ein Verbrechen. "

Angesprochen auf die Äußerungen eines pakistanischen Ministers, der ein Kopfgeld auf den Macher des Films "Die Unschuld der Muslime" ausgesetzt hatte, verlangte Ahmadinedschad jedoch Zurückhaltung. "Wir verurteilen gleichermaßen jede Form von Extremismus", sagte der iranische Staatschef. "Wir denken auch, dass dies in einer menschlichen Atmosphäre gelöst werden muss (...) und wir möchten nicht, dass irgendwo auf der Welt irgendjemand für irgendeinen Grund sein Leben verliert oder getötet wird."

Allerdings hat der konservative Ahmadinedschad schon mehrfach Israel die Existenzberechtigung abgesprochen und zum Kampf gegen das Land aufgerufen. Der Westen verdächtigt das Land, eine Atombombe zu entwickeln, die auch gegen Israel eingesetzt werden könnte.

Film keine "Rechtfertigung für Gewalt"

Die USA verurteilten das von dem Minister ausgesetzte Kopfgeld unterdessen scharf. US-Präsident Barack Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton hätten den Schmähfilm bereits als "beleidigend, ekelhaft und verwerflich" gebrandmarkt, erklärte ein Mitarbeiter des Außenministeriums in Washington. Doch sei der Streifen keine "Rechtfertigung für Gewalt" und es sei wichtig, dass sich verantwortungsvolle Führer gegen Gewalt aussprächen.

Daher halte die US-Regierung die Ankündigung des pakistanischen Eisenbahnministers Ghulam Ahmed Bilour für "aufrührerisch und unangemessen", hieß es in der Erklärung weiter. Bilour hatte am Samstag 100.000 Dollar für die Tötung des "Gotteslästerers" versprochen. Er rief zudem die Taliban und das Terrornetzwerk Al-Kaida auf, sich dieser "noblen Sache" anzuschließen. Pakistans Premier Raja Pervez Ashraf distanzierte sich ebenfalls "vollständig" von dem Mordaufruf.

Bei den Protesten gegen das in den USA produzierte Anti-Islam-Video sind inzwischen weltweit mehr als 50 Menschen getötet worden. Die Demonstrationen begannen am 11. September und spitzten sich zuletzt vor allem in Pakistan zu. Am Freitag wurden dort 21 Menschen getötet, als die Polizei mit Tränengas und scharfer Munition gegen aufgebrachte Demonstranten vorging.

Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" bedroht

Ein französischer Antiterror-Richter leitete unterdessen ein Ermittlungsverfahren gegen einen jungen Mann ein, der Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" bedroht haben soll. Die Zeitschrift hatte vergangene Woche Mohammed-Karikaturen veröffentlicht und war damit bei Muslimen in Frankreich und weltweit auf Empörung gestoßen. Aus Angst vor gewaltsamen Protesten hatte die Regierung in Paris daraufhin verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für französische Einrichtungen angeordnet.

Der 18-Jährige, der am Mittwoch im südöstlichen Toulon festgenommen worden war, soll seine Drohungen bei Facebook geäußert und dies in der Untersuchungshaft bestätigt haben, hieß es. In seiner Wohnung habe die Polizei mehrere Messer gefunden.

Ein etwa 40-jähriger Mann, der am Samstag in La Rochelle festgenommen worden war, kam dagegen wieder auf freien Fuß. Er soll auf einer islamistischen Website gefordert haben, den Leiter von "Charlie Hebdo" zu köpfen. Die polizeilichen Ermittlungen gegen den Mann laufen jedoch weiter.

Quelle: ntv.de, AFP

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