Das Ende des Atomstreits? Ahmadinedschad will einlenken
02.02.2010, 21:22 UhrNach massivem internationalem Druck will die iranische Führung im Atomstreit mit dem Westen offensichtlich einlenken. Das kündigte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad überraschend in einem Interview des staatlichen Fernsehens in Teheran an.
Ahmadinedschad sagte, der Iran sei bereit, einen Vertrag zum Uran-Austausch mit den Nuklearmächten abzuschließen. Niedrig angereichertes Uran könne dafür aus dem Iran auch ins Ausland gebracht werden, sagte er. Dagegen hatte sich Teheran bislang beharrlich gesperrt.

Ahmadinedschad will offenbar gute Stimmung machen.
(Foto: dpa)
Der Westen hatte den Iran seit Monaten gedrängt, einem Vorschlag zur Urananreicherung in Frankreich und Russland anzunehmen. Demnach sollte niedrig angereichertes Uran (3,5 Prozent) aus dem islamischen Staat im Ausland auf 20 Prozent gebracht werden, um dann als Brennstoff für einen Forschungsreaktor in Teheran genutzt zu werden.
Die internationale Gemeinschaft verdächtigt den Iran, heimlich am Bau der Atombombe zu arbeiten. Die Führung in Teheran hat das stets zurückgewiesen.
"Technische Gründe"
Bislang hatte die iranische Führung darauf bestanden, dass der Austausch von niedrig angereichertem gegen höher angereichertes Uran in drei Phasen und auf iranischem Boden erfolgen sollte. Das lehnten sowohl die Internationale Atomenergiebehörde IAEA als auch die Weltmächte ab und drohten mit neuerlichen Sanktionen. Zuletzt hatten auch die USA und die EU den Druck auf Teheran deutlich erhöht.
"Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen und weil wir jederzeit das niedrig angereicherte Uran wieder im Iran produzieren können", sagte Ahmadinedschad. Für seine Abkehr vom bisherigen Standpunkt nannte er "technische Gründe".
Kritik an Aufrüstung am Golf
Zuvor hatte der Iran die angeblichen US-Pläne zur Aufrüstung der Raketenabwehr am Persischen Golf kritisiert. "Es ist merkwürdig, dass die neuen amerikanischen Führer nicht verstehen, dass das Problem in der Region die Anwesenheit der USA ist", sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani im iranischen Fernsehen. "Die Länder der Region müssen wissen, dass das von den USA dargebrachte Schauspiel nichts weiter ist als ein weiterer politischer Betrug". Seit der iranischen Revolution 1979 habe sein Land niemals einen Nachbarn angegriffen.
Ahmadinedschad bezeichnete die von Medien berichteten Rüstungspläne als "feindliches Komplott". "Der Westen will nicht, dass in der Region Sicherheit herrscht und die Beziehungen der Länder freundschaftlich sind", sagte er nach einem Bericht des iranischen Fernsehens. Der Westen sei stets bemüht, die Staaten am Golf schwach zu halten.
Nach einem Bericht der "New York Times" bauen die USA ihre Raketenabwehrsysteme in Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Kuwait aus, um einen möglichen Angriff des Iran abfangen zu können. Auch der Oman sei um eine Stationierungserlaubnis gebeten worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungs- und Armeequellen. Die Bereitschaft der Golfanrainer zur Unterstützung der US-Pläne erkläre sich mit deren Unbehagen angesichts der militärischen Kapazitäten und Bestrebungen des Iran.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP