Friedensnobelpreis verliehen Ahtisaari behält das Geld
10.12.2008, 14:13 UhrAuch die Ehrung mit dem Friedensnobelpreis hat nichts am unaufgeregten, pragmatischen und nicht zuletzt betont selbstsicheren Stil des finnischen Ex-Präsidenten Martti Ahtisaari geändert. Als der 71-Jährige in Oslo für seine erfolgreiche Arbeit im Krisenmanagement den vielleicht berühmtesten Preis der Welt entgegennahm, antwortete er auf die Frage nach der Verwendung der Dotierung von zehn Millionen Kronen (rund 950.000 Euro): "Das kommt auf ein Konto mit Zinsertrag. Meiner Frau Eeva wird schon was Sinnvolles einfallen, sie hat bei uns die Finanzen unter sich."
Der finnische Sozialdemokrat und Hobby-Golfer sah offensichtlich keinen Grund, seinen Ruf als Konfliktschlichter durch eine edle Spende an Arme und Bedürftige noch heller erstrahlen zu lassen. Solche Weitergaben sind eigentlich fast eine Selbstverständlichkeit unter Trägern des Friedensnobelpreises. Und überall da, wo der bullig wirkende Nordeuropäer sich seit den 70er Jahren als Mittler bei Krisen und Kriegen hervorgetan hat, herrscht trotz erfolgreicher Krisenbewältigung nach wie vor große Not für die dort lebenden Menschen: Ob im südafrikanischen Namibia, auf dem Balkan oder in der indonesischen Provinz Aceh.
Positive Spuren
Nach Überzeugung der norwegischen Nobel-Juroren hat aber Ahtisaari überall dort schon durch seine Arbeit überreichlich positive Spuren hinterlassen. "In Namibia nennt man ihn die Hebamme des ganzen Landes", meinte Komiteechef Ole Danbolt Mjs und verwies auf die Arbeit des Finnen als UN-Beauftragter bei der Loslösung Namibias von Südafrika.
"Das Nobelkomitee hat Mittler von Theodore Roosevelt 1906 bis Kofi Annan 2001 und Jimmy Carter 2002 mit dem Friedenspreis geehrt", stellte er weiter fest. In einer Ahnenreihe mit zwei ehemaligen US-Präsidenten und einem ehemaligen UN-Generalsekretär - da konnte sich auch der sonst betont kühl und sachlich wirkende Finne einen kleinen verbalen Begeisterungsausbruch nicht verkneifen: "Jeder weiß doch, dass der Friedensnobelpreis das allergrößte ist." Er gab auch zu, dass er schon seit einigen Jahren auf die Auszeichnung gehofft hatte.
Hoffen auf Obama
Politisch pointierte Botschaften blieben bei der Dankesrede im Osloer Rathaus aus. Er hoffe auf eine "sehr hohe Priorität" für die Lösung des Nahostkonfliktes im ersten Amtsjahr des künftigen US-Präsidenten Barack Obama, meinte Ahtisaari in seiner vielleicht konkretesten Aussage. Dahinter mag sich verbergen, dass er als internationaler Krisenmakler mit dem Gewicht des berühmten Preises weitermachen und eine neutrale Rolle bewahren will.
Im Übrigen aber finde er, dass die Rolle des Mittlers bei der Konfliktlösung "übertrieben hoch bewertet wird": "Die einzigen, die Frieden nach einem Konflikt schließen können, sind die Beteiligten selbst", sagte der auch körperlich schwergewichtige Finne bei der Zeremonie im Beisein von Norwegens König Harald V.
Quelle: ntv.de