Politik

"Das Wendland wird verrückt" Aktionen gegen Atom-Müll

Am Wochenende vor dem Start des bislang größten Castor-Transports in das Zwischenlager Gorleben sind Atomkraftgegner im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg zu ersten großen Protesten zusammen gekommen.

Unter dem Motto „Das Wendland wird verrückt“ gründeten Bauern und Anti-AKW-Ortsgruppen am Sonntag entlang der Castor-Route nach Angaben der Polizei mindestens zwölf Dörfer mit Traktoraufmärschen und Picknicken symbolisch neu.

Am Samstag hatten die Atomkraftgegner mit einer Demonstration im niedersächsischen Gorleben ihre Anti-Castor-Proteste begonnen. Auf Transparenten verlangten sie ein Ende der Atommülltransporte in das Zwischenlager und die Stilllegung aller Atomanlagen. An der Aktion beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter 5000 Menschen, die Polizei sprach von 2000 Teilnehmern.

Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) rief die Demonstranten zur Friedfertigkeit auf. Sie müssten sich an Recht und Gesetz halten, sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Hannover.

In der kommenden Woche wird im Zwischenlager Gorleben der dort bislang größte Atomtransport erwartet. Die zwölf Castor-Behälter mit hoch radioaktiven Glaskokillen werden voraussichtlich am Montagabend die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich verlassen.

Entgegen anfänglichen Befürchtungen rechnet die Polizei nun doch nicht mit Störungen durch Globalisierungsgegner. Diese ursprüngliche Annahme „hat sich überhaupt nicht bestätigt“, sagte Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) der dpa. „Ich habe die Hoffnung, dass das Protestgeschehen in der Gesamtheit nicht so stark ausfallen wird wie im vergangenen Jahr.“

Erneut werden tausende Polizeibeamte den Transport sichern. Die Bezirksregierung Lüneburg hat vom kommenden Montag an alle Demonstrationen entlang der Transportstrecke zwischen Lüneburg und Gorleben verboten. Atomkraftgegner kündigten dennoch Protestaktionen an. Die verschiedenen Anti-Atom-Gruppierungen kritisierten das Demonstrationsverbot als "Diffamierung" und "Kriminalisierung" der Castor-Gegner.

Im vergangenen Jahr waren im Frühjahr und im Herbst jeweils sechs Castor-Behälter von La Hague nach Gorleben gerollt. Wegen der Millionen-Kosten der Transporte, die bislang das Land Niedersachsen weitgehend allein trägt, hat die rot-grüne Bundesregierung eine Bündelung zugesagt. Die beiden Transporte im vergangenen Jahr haben Niedersachsen nach Angaben des Innenministeriums in Hannover knapp 60 Millionen Euro gekostet.

Quelle: ntv.de

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