Umsturzversuch im Osten der Ukraine Aktivisten rufen "Unabhängige Republik" aus
07.04.2014, 13:57 Uhr
Nach unbestätigten Berichten sollen die prorussischen Kräfte mittlerweile wieder zurückgedrängt worden sein.
(Foto: AP)
Prorussische Aktivisten rufen in Donezk eine "Unabhängige Republik" aus. Bis spätestens 11. Mai soll ein Referendum darüber abgehalten werden. Sie fordern Russland im Fall einer "ukrainischen Aggression" zur Entsendung von "Friedenstruppen" auf.
Prorussische Demonstranten in der ostukrainischen Großstadt Donezk haben eine "souveräne Volksrepublik" ausgerufen, die von der Zentralregierung in Kiew unabhängig sein soll. Diese Entscheidung hätten die Aktivisten getroffen, die das Hauptverwaltungsgebäude der Stadt besetzt halten, sagte ein Sprecher vor dem Gebäude. Seit dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch Ende Februar gibt es im Osten des Landes immer wieder prorussische Proteste. Am Sonntag hatten Demonstranten die Verwaltungsgebäude in Donezk, in Charkiw und Lugansk gestürmt und russische Flaggen gehisst.
Von der Versammlung der Aktivisten in Donezk wurde auch ein Video auf YouTube veröffentlicht - Journalisten war der Zugang zu dem Saal verwehrt. In dem Video steht ein Aktivist auf einem Podium und ruft auf Russisch: "Ich proklamiere die Gründung eines unabhängigen Staates der Volksrepublik Donezk." Bis spätestens 11. Mai solle ein Referendum darüber abgehalten werden. Die Aktivisten fordern Russland im Fall einer "ukrainischen Aggression" zur Entsendung von "Friedenstruppen" auf.
Der ukrainische Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk warf Russland am Montag vor, hinter den Unruhen zu stecken. Diese seien "Teil eines Destabilisierungsplans, damit eine fremde Armee die Grenze überschreitet und in ukrainisches Territorium einmarschiert", sagte Jazenjuk auf einer Kabinettssitzung. "Das Drehbuch ist von der Russischen Föderation geschrieben, und das einzige Ziel ist die Zerstückelung der Ukraine."
Ukrainischer Soldat erschossen
Unterdessen soll ein russischer Soldat auf der Krim einen ukrainischen Marineoffizier erschossen haben. Das meldete das Verteidigungsministerium in Kiew. Der Matrose habe in einem Wohnheim im Dorf Nowofedoriwka nahe eines wichtigen Luftwaffenstützpunkts übernachtet und sich auf den Abzug auf das ukrainische Festland vorbereitet.
Ein Mitglied der russischen Schwarzmeerflotte habe kurz vor Mitternacht Moskauer Zeit "aus kurzer Distanz" zwei Mal mit einer AK-47 auf den Mann gefeuert, erklärte das Ministerium. Eine Kugel habe ihn in die Brust getroffen, die andere ins Gesicht. Russische Soldaten hätten auch einen ukrainischen Kapitän in demselben Wohnheim zusammengeschlagen. Das russische Verteidigungsministerium konnte nicht unmittelbar für einen Kommentar erreicht werden.
Die Ukraine zieht derzeit ihre auf der Krim stationierten Truppen auf das Festland ab. Russland hatte die Halbinsel im März annektiert. Seit russische Soldaten die Region Ende Februar besetzen, kam es zu einer Reihe von Konfrontationen zwischen beiden Armeen, die jedoch nur vereinzelt in Gewalt umgeschlagen sind. Am 18. März wurde ein ukrainischer Soldat bei einem Zusammenstoß auf einer Basis nahe Simferopol erschossen. Auch ein Mitglied der prorussischen "Selbstverteidigungskräfte" soll dabei ums Leben gekommen sein.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/rts