"Drehbuch der Zerstückelung" Prorussische Aktivisten werden vertrieben
07.04.2014, 10:13 Uhr
Nach den Unruhen in der Ost-Ukraine schlägt die Regierung in Kiew Alarm. Die Proteste zielten darauf ab, einen Einmarsch ausländischer Truppen zu provozieren. Derweil können alle prorussischen Aktivisten aus den besetzten Gebäuden vertrieben werden.

Auch in der Stadt Luhansk hatten prorussische Aktivisten öffentliche Gebäude besetzt.
(Foto: REUTERS)
Das am Sonntag von prorussischen Demonstranten besetzte Verwaltungsgebäude von Charkiw ist wieder in der Hand der ukrainischen Behörden. Das Gebäude sei "vollständig von Separatisten befreit worden", erklärte der ukrainische Übergangsinnenminister Arsen Awakow in Kiew. Er dankte allen Unterstützern, ohne anzugeben, ob bei der Räumung Gewalt eingesetzt wurde oder ob sich die Eindringlinge freiwillig zurückzogen.
Am Sonntag hatten prorussische Aktivisten insgesamt drei Verwaltungsgebäude in der Ostukraine bestürmt. Wie in Charkiw drangen sie auch in Donezk in das Gebäude ein und hissten auf dem Dach die russische Flagge. In Lugansk griffen Demonstranten ein Gebäude des Geheimdienstes an und forderten die Freilassung von Gleichgesinnten, die bei früheren Kundgebungen festgenommen worden waren.
Proteste offenbar vom Ausland koordiniert
Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk geht nach den Unruhen in der Ost-Ukraine mit den Demonstranten dort hart ins Gericht. Die Proteste zielten darauf, einen Einmarsch ausländischer Truppen zu provozieren. Die jüngsten Unruhen seien "Teil eines Destabilisierungsplans, damit eine fremde Armee die Grenze überschreitet und in ukrainisches Territorium einmarschiert", sagte Jazenjuk auf einer live im Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung. "Das Drehbuch ist von der Russischen Föderation geschrieben, und das einzige Ziel ist die Zerstückelung der Ukraine", sagte der Interims-Ministerpräsident weiter.
Russische Truppen stünden 30 Kilometer von der Grenze entfernt. Sie seien entgegen entsprechender Forderungen auch aus dem Westen nicht zurückgezogen worden. Die Ukraine werde nicht zulassen, dass ausländische Truppen einmarschierten und ukrainisches Gebiet besetzten, betonte Jazenjuk.
In der Ostukraine ist der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung hoch. Seit dem Umsturz von Ende Februar in Kiew, bei dem der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch mit Unterstützung rechtsextremistischer Kräfte entmachtet worden war, kommt es in der Region immer wieder zu Unruhen. Es wächst die Sorge, dass die Regierung in Moskau die Lage auch im Osten der Ukraine destabilisieren und Truppen in das Nachbarland einmarschieren lassen könnte.
Einige Demonstranten fordern ein Referendum nach dem Vorbild der Krim. Dort hatte sich die Bevölkerung Mitte März für die Abspaltung von der Ukraine und für den Beitritt zu Russland ausgesprochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte Russland vor einer Annexion weiterer Gebiete und drohte mit Wirtschaftssanktionen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/rts