Politik

Ramsauer setzt auf Polizeikontrollen Alkohol-Selbsttests kommen nicht

Solch einen Test müssen Franzosen künftig im Auto haben.

Solch einen Test müssen Franzosen künftig im Auto haben.

(Foto: REUTERS)

In Frankreich müssen Autofahrer künftig immer einen Alkoholtest mit sich führen, mit dem sie freiwillig überprüfen können, ob sie noch fahrtüchtig sind. Verkehrsminister Ramsauer und der ADAC sehen darin kein Vorbild für Deutschland.

Deutschland will anders als Frankreich keine Pflicht einführen, dass Autofahrer Alkohol-Schnelltests im Wagen dabei haben müssen. Die geltenden Regeln zu Alkohol am Steuer seien ausreichend und würden von der Polizei auch regelmäßig und engmaschig kontrolliert, sagte eine Sprecherin von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Mehr Vorschriften würden unvernünftige Autofahrer, die trotz besseren Wissens bestehende Regeln brechen, nicht davon abhalten, es zu tun.

In Frankreich müssen von diesem Sonntag an alle Auto- und Motorradfahrer einen Selbsttest bereithalten. Sie sollen so prüfen können, ob sie fahrtüchtig sind. Die Regelung gilt dann auch für Urlauber.

Um den Hintergrund der ungewöhnlichen Maßnahme im Nachbarland zu verstehen, hilft ein Blick auf die Unfallstatistik. Alkohol am Steuer ist seit 2006 Todesursache Nummer eins auf französischen Straßen. Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall hat einer der Beteiligten getrunken. In Deutschland trifft dies nicht einmal auf jeden zehnten Unfall zu. "Die Trennung zwischen Alkohol und Fahren wird dort eindeutig besser respektiert", heißt es im Innenministerium in Paris.

Viele Geräte ungenau

Unumstritten ist die neue Vorschrift dennoch nicht. Kritiker sagen voraus, die meisten Alkoholsünder würden sich trotzdem ans Steuer setzen, selbst wenn sie wüssten, dass sie zu viel getrunken haben. "Das ist eine vollkommen ineffektive Maßnahme", kritisiert Chantal Perrichon von der Verkehrsunfallopfervereinigung LCVR. Bei 80 Prozent der tödlichen Alkoholunfälle hätten die Verursacher sogar mehr als 1,2 Promille im Blut gehabt. Dabei liegt die gesetzliche Grenze wie in Deutschland bei 0,5 Promille.

Ein weiteres Gegenargument ist eine zweifelhafte Zuverlässigkeit der Geräte. Der deutsche Autofahrerclub ADAC fand bei verschiedenen Modellen heraus, dass Messwerte relativ ungenau und meist nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. "Sie geben nicht die Sicherheit, die sie eigentlich geben sollten", sagt ADAC-Sprecherin Katharina Bauer. Die Röhrchen zeigten meist nur an, dass überhaupt Alkohol getrunken wurde. Französische Kritiker verweisen zudem darauf, dass die ein bis fünf Euro teuren chemischen Tests Hitze und Frost schlecht vertrügen. Und Elektrogeräte als Alternative kosten leicht mehr als 100 Euro.

Bußgelder werden ab Herbst erhoben

Die Befürworter argumentieren, dass die Tests bestimmte Normen erfüllten. Sie sind vom Erfolg des Projekts überzeugt. "Wir erhoffen uns, dass die Benutzung des Alkoholtests eine ganz unspektakuläre Sache wird, dass man mit ihm umgeht, wie man seit 15 Jahren mit Präservativen umgeht", sagte der Verkehrspolitik-Experte Jean-Luc Nevache zur Veröffentlichung des Dekrets. Er setzt darauf, dass die Vorschrift jährlich 500 Leben retten kann. 2011 starben in Frankreich 1150 Menschen an den Folgen von Alkohol am Steuer.

In Frankreich dürfte sich wohl frühstens im nächsten Jahr zeigen, wie erfolgreich der neue Schnelltest ist. Auch wenn die Vorschrift nun in Kraft tritt, wird die Polizei erst ab November Bußgelder kassieren. Wer bei einer Kontrolle keinen unbenutzten Test vorzeigen kann, muss dann elf Euro zahlen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen