Diplomatie und Kriegspläne Alle zeigen auf Teheran
26.02.2007, 07:07 UhrVertreter der fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates und Deutschlands haben in London über das Vorgehen im Atomstreit mit Teheran beraten. Wie der britische Fernsehsender BBC berichtete, ging es unter anderem um mögliche Reisebeschränkungen für Mitarbeiter am iranischen Atom-und Raketenprogramm. Ein Sprecher des britischen Premierministers Tony Blair sagte, es gebe den Wunsch, noch weiter zu gehen, als die bisher vom UN-Sicherheitsrat verhängten Sanktionen. Die Gespräche seien ein Zeichen der Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft im Konflikt mit Teheran, erklärte der Sprecher weiter. Mit konkreten Ergebnissen sei aber noch nicht zu rechnen.
Der iranische Chefunterhändler Ali Laridschani erklärte, sein Land sei zu Gesprächen mit den USA bereit, doch müsse jede Offerte über amtliche Kanäle und nicht über Medien erfolgen. Auch müssten solche Gespräche "konstruktiv und vernünftig" verlaufen, sagte der Unterhändler der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA während eines Besuches in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria. Laridschani bezog sich auf die über Medien erfolgten Gesprächsangebote der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice, die allerdings als Voraussetzung ein Aussetzen des iranischen Urananreicherungsprogrammes fordert. Dies lehnt Teheran bisher strikt ab. Eine UN-Frist zur Einstellung der Urananreicherung ist inzwischen verstrichen.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad beharrte am Sonntag trotz internationaler Warnungen auf der bisherigen iranischen Position zum Atomprogramm. Sieben einflussreiche islamische Staaten warnten vor einer Eskalation des Konflikts, nachdem US-Vizepräsident Richard Cheney während eines Besuches in Australien erneut einen Militärschlag gegen den Iran nicht ausgeschlossen hatte.
USA erwägen Luftangriff auf Iran
Das US-Verteidigungsministerium beschäftigt sich nach Informationen des US-Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh mit ernsthaften Planungen für einen Luftangriff auf den Iran. Falls Bush den Befehl gebe, könnten die USA den Iran innerhalb von 24 Stunden angreifen, sagte der Pulitzer-Preisträger von 1970 am Sonntag dem US-Nachrichtensender CNN. Er habe den Eindruck, dass Bush nicht aus dem Amt scheiden werde, ohne etwas gegen den Iran zu tun. "Ich weiß nicht, was ihn aufhalten kann, weil er der Präsident ist", sagte Hersh.
Beim Generalstab im Pentagon sei eine spezielle Einsatzgruppe mit den Vorbereitungen der Angriffe beschäftigt, berichtete Hersh. "Derzeit laufe eine Feinabstimmung der Ziele." Verteidigungsminister Robert Gates und das Pentagon hatten vor Erscheinen des Beitrages versichert, dass es keinerlei Kriegsvorbereitungen gebe.
Mit Sorge hat Russland auf die jüngste Entwicklung im Atomstreit mit Teheran reagiert. "Es ist beunruhigend, dass sich die Prognosen und Vermutungen häufen, der Iran könnte angegriffen werden", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag nach einem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin. Lawrow bezog sich dabei auf die Äußerungen Cheneys in Australien.
Russland widersetzt sich im Weltsicherheitsrat bislang den Forderungen der USA nach harten Sanktionen gegen die Führung in Teheran. Moskau will die Iraner durch Verhandlungen vom Bau eigener Atomwaffen abhalten. Russische Militärexperten zeigten sich in Moskau beunruhigt über den ersten Start einer iranischen Weltraumrakete. "Das ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Bau von Angriffsraketen mit einer Reichweite von 3000 bis 5000 Kilometern", sagte der russische Generalleutnant Leonid Saschin der Nachrichtenagentur Itar-Tass in Moskau. Eine solche Rakete könne nicht nur Russland und Israel, sondern auch Länder in Europa treffen.
Quelle: ntv.de