Politik

"PR-Show von Frau Merkel" Alternativer Gipfel begonnen

Drei Tage nach den Krawallen bei der Anti-G8-Demonstration in Rostock hat in der Hansestadt ein alternativer Gipfel begonnen, zu dem mehrere tausend Teilnehmer erwartet werden. Neben Podiumsdiskussionen sind dabei nach Angaben der Veranstalter mehr als 120 Workshops geplant, die das Treffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands in Heiligendamm kritisch begleiten sollen.

Bei dem Treffen geht es unter anderem um die Themen Umwelt, Klima und Energie, Krieg und Militarisierung, Soziales und Arbeit, Rassismus und Frauenrechte. Wichtige Afrika-Themen wie Aids oder der Darfur-Konflikt, über die die Staats-und Regierungschef auf ihrem Treffen sprechen wollen, spielen auf dem Alternativprogramm aber nur am Rande eine Rolle.

Abgrenzung zu Autonomen

Der dreitägige Alternativgipfel werde "von einem sehr breiten Bündnis" getragen, zu dem Hilfsorganisationen wie Oxfam, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, Greenpeace, Attac, die Interventionisitische Linke gehörten, sagte Mona Bricke vom Trägerkreis der Veranstaltung. Der Alternativgipfel gilt als eine der zentrale Gegenveranstaltungen zum G8-Treffen und geht am Donnerstag mit einem großen Podium unter dem Titel "Es gibt Alternativen!" zu Ende.

Angesichts der schweren Krawalle vom Samstag dürfte es abseits des offiziellen Programms aber auch um eine klare Abgrenzung zu den gewalttätigen Autonomen gehen. Greenpeace-Kampagnenleiter Karsten Smid betonte: "Wir suchen die Auseinandersetzung mit Worten, nicht mit Steinen." Die Teilnehmer des Alternativgipfels wollten die Rostocker Bevölkerung "mitnehmen und überzeugen".

"M örderische Dumpingpolitik"

Zu den Podien, die unter anderem in der Nikolai- und der Petrikirche stattfinden, werden Globalisierungskritiker aus vielen Ländern erwartet. Einer von ihnen, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, kritisierte zum Auftakt der Veranstaltung die "mörderische Dumpingpolitik" der EU bei Agrarprodukten. "Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet", sagte der Schweizer. Der EU-Ministerrat könne die Subventionspolitik durch einen Beschluss "in zwei Minuten" beenden. Doch auf der Tagesordnung des G8-Gipfels komme das Wort Hunger gar nicht vor.

Der philippinische Soziologe und Träger des Alternativen Nobelpreises, Walden Bello, kritisierte die Klimapolitik Deutschlands und der USA. Es gebe in diesem Punkt keinen großen Unterschied zwischen US-Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Beide hielten das Wirtschaftswachstum für "sakrosankt" und könnten darum das Problem der Treibhausgase nicht in den Griff bekommen. Greenpeace-Sprecher Smid bezeichnete den G8-Gipfel als "PR-Show von Frau Merkel".

Quelle: ntv.de

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