Trotz fahrlässiger Tötung Althaus tritt in Erfurt an
05.03.2009, 18:25 UhrThüringens Ministerpräsident Dieter Althaus will bei der Landtagswahl im August erneut als CDU-Spitzenkandidat antreten. Das teilte Althaus in Allensbach am Bodensee mit, wo er sich derzeit in einer Reha-Klinik aufhält. Er habe diese Entscheidung nach Gesprächen mit seiner Familie sowie mit Ärzten getroffen, die ihn wegen der Folgen seines Skiunfalls vom Neujahrstag behandeln, sagte der 50-Jährige. Althaus ist nach dem Unfall wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Wird das Urteil rechtskräftig, gilt Althaus auch in Deutschland als vorbestraft. Wegen des Unfalls, der Verurteilung und auch der gesundheitlichen Verfassung von Althaus wurden wiederholt Zweifel laut, ob der Ministerpräsident in sein Amt zurückkehren kann.
"Ich trete an"
"Ich trete an", teilte Althaus nach Angaben der CDU Thüringen mit. "Ich bin bereit, weitere fünf Jahre Verantwortung als Ministerpräsident für unseren schönen und erfolgreichen Freistaat Thüringen zu übernehmen", erklärte Althaus weiter. "Die Solidarität, die Anteilnahme und alle Zeichen der Verbundenheit haben mir in den letzten Wochen sehr gut getan. Sie haben mich in meiner Entscheidung bestärkt", fügte er hinzu. Es war das erste Mal, dass sich Althaus nach dem schweren Skiunfall in Österreich persönlich zu Wort meldete.
Unterschrift liegt vor
Die CDU Thüringen hatte zuvor erklärt, sie halte trotz des Urteils gegen Althaus wegen fahrlässiger Tötung an ihrem Spitzenkandidaten fest. "Seine Unterschrift unter einer Erklärung, für die Landesliste zu kandidieren, liegt seit heute vor." Landesgeschäftsführer Andreas Minischke sagte, Althaus habe sich bereiterklärt, auch zu kandidieren, wenn er an der Kandidatenkür am 14. März nicht teilnehmen könne. Mit seiner Unterschrift sei "seine Spitzenkandidatur erhärtet". Laut Minischke steht die CDU-Basis hinter Althaus, der im vergangenen November mit 100 Prozent der Stimmen als Parteichef bestätigt worden war. "Der Zusammenhalt ist bemerkenswert."
Die Staatskanzlei in Erfurt bestätigte, dass sich seine Stellvertreterin in Landesregierung und Partei, Birgit Diezel, erstmals seit dem Skiunfall am Neujahrstag mit Althaus treffen wird. Ein genauer Termin stehe jedoch noch nicht fest, sagte Regierungssprecher Fried Dahmen. Bei dem Treffen, für das Diezel Althaus in der Reha-Klinik besucht, geht es auch um die CDU-Liste für die Landtagswahl, die am 14. März gewählt wird.
Althaus weiterhin krank
Althaus, der am Dienstag wegen fahrlässiger Tötung in Österreich zu einer Geldstrafe von rund 33.000 Euro verurteilt wurde, laboriert noch immer an den Unfallfolgen. Bislang wissen nur seine engsten Familienangehörigen und die Ärzte, wie es um den Gesundheitszustand von Althaus bestellt ist, der bei dem Skiunfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Bei dem durch einen Fahrfehler von Althaus verursachten Zusammenprall war eine Frau gestorben. Seit dieser Woche stehe Althaus mit Diezel, anderen Kabinettsmitgliedern und der Staatskanzlei wieder telefonisch in Verbindung, sagte Regierungssprecher Dahmen. "Die Kontakte werden enger." Die Ärzte hatten Geduld und Ruhe für Althaus gefordert, um seine Genesung nicht zu beeinträchtigen.
Baldiges Verhandlungsende erwartet
Althaus' Anwalt Erich Bähr kündigte an, dass unbürokratisch und zügig eine Einigung über einen Schadensausgleich mit der Familie der getöteten Frau erfolgen soll. Die 41-Jährige Beata Christandl war Mutter eines einjährigen Kindes. Der Ministerpräsident habe zugesagt, für das hinterbliebene Kind mehr zu tun, als es seine gesetzliche Pflicht sei, sagte der Anwalt MDR 1 Radio Thüringen. Eine konkrete Summe für den Schadensausgleich nannte er nicht. Zunächst müsse der Vorschlag des Hinterbliebenen-Anwalts abgewartet werden. Auch der Salzburger Anwalt der Opferfamilie, Alexander Rehrl, sagte dem MDR, er sei zuversichtlich, dass die Verhandlungen bald beendet werden könnten.
Quelle: ntv.de