Ulrich Kelber über sein Jahr mit dem Umweltminister "Altmaier ist mein Lieblings-Twitter-Freund"
16.05.2013, 11:59 Uhr
"Altmaier ist ein netter Typ", sagt Ulrich Kelber.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ihr Twitter-Duell ist einzigartig in der deutschen Politik. Seit Peter Altmaier Umweltminister ist, liefert er sich eine intensive Dauerdebatte mit Ulrich Kelber. Auch nach einem Jahr Altmaier findet der SPD-Politiker noch lobende Worte. Im Interview mit n-tv.de sagt Kelber: "Er hat einen neuen Ton reingebracht."
n-tv.de: Sie und Peter Altmaier verbindet eine ganz besondere Beziehung, oder?
Ulrich Kelber: Es gibt eine gewisse Grundsympathie. Er ist wirklich ein netter Typ. Aber mit der Politik, die er macht, bin ich gar nicht einverstanden. Da werde ich von Woche zu Woche enttäuschter und wütender. Von einer besonderen Beziehung würde ich daher nicht sprechen. Das wäre übertrieben.
Dabei gibt es inzwischen weit über 100 Tweets, in denen Sie aufeinander Bezug nehmen und teilweise leidenschaftlich diskutieren.
Echt? Wow (lacht). Er ist ja sozusagen auch mein Minister und ich bin sein Gegenspieler in der Opposition. Ich würde so etwas in einem anderen Ressort also auch mit Ilse Aigner machen, wenn die sich dem nicht entziehen würde. Umso angenehmer ist es, dass Altmaier da mitmacht bei Twitter. Ich hoffe, für Außenstehende ist ein gewisses Muster zu erkennen. Immer wenn er bei Twitter einen netten Spruch gebracht hat, habe ich versucht, ihn dazu zu bringen, zu bestimmten Themen Stellung zu beziehen.
Zum Beispiel?

Lebendiger Wortwechsel im Netz: Seit Mai 2012 begleitet Kelber den Umweltminister bei Twitter.
(Foto: Screenhsot/www.twitter.com)
Ich habe ihm geschrieben: Nenn doch mal ein Instrument, das du gegen Wirtschaftsminister Rösler in Brüssel durchgesetzt hast. Oder: Welchen konkreten Punkt aus der Strompreisbremse unterstützt eigentlich die gesamte Koalition? Damit habe ich versucht, ihn aus der Reserve zu locken und zu entzaubern.
Zuletzt haben Sie ihn offenbar etwas arg in Bedrängnis gebracht. Vom 10. bis 15. Mai war Funkstille bei Twitter.
Er hat ja auch das Recht, mal nicht zu antworten (lacht). Ich habe mir aber keine Sorgen um ihn gemacht.
Wie ist das denn, wenn Sie beide sich im Bundestag begegnen? Müssen Sie dann nicht manchmal schmunzeln angesichts Ihres ständigen Twitter-Duells?
Doch, klar. Ich denke, man sieht auch dem einen oder anderen Tweet an, dass er nicht mit tödlicher Verve ausgeführt wird, sondern dass es eine Art politisches Kräftemessen ist. Auf die persönliche Verletzung kommt es nicht an. Für mich ist Twitter vor allem eine Methode, politische Häppchen hinzuwerfen in der Hoffnung, dass Leute sich mehr für etwas interessieren und nachhaken. Es ist so eine Art Mini-Plenum für die politische Auseinandersetzung.
In diesen Tagen ist Altmaier ein Jahr im Amt. Was hat er aus Ihrer Sicht besonders gut gemacht?
Er hat einen ganz neuen Ton reingebracht. Davon ist auch ein bisschen was geblieben. Da ist seine persönliche Nahbarkeit. Die war unter seinem Vorgänger Norbert Röttgen gar nicht existent. Wenn man sich meldet und eine Frage oder einen Einwand hat, reagiert er. Vor allem am Anfang habe ich mich darüber gefreut, dass er bei denen in der Union, die skeptisch waren, versucht hat, die Chancen der Energiewende etwas klarer zu verankern.

Altmaier ist seit Mai 2012 Bundesumweltminister. Er ist der Nachfolger von Norbert Röttgen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Was macht den Typ Altmaier besonders aus?
Es haben ja mal Leute gesagt, er sei ein wandelnder Runder Tisch (lacht). Das stimmt. Er geht auf die Menschen zu, umarmt sie emotional, sucht das kurze Gespräch am Rand, ist unter vier Augen relativ offen. Das ist ein ganz anderer Politikstil als ihn beispielswiese Röttgen gepflegt hat.
Seit wann kennen Sie Altmaier eigentlich?
Richtig miteinander zu tun haben wir erst seit seinem Ministerantritt. Vorher war er wenig mit Umweltthemen beschäftigt. Im Oktober 2010 sind wir schon mal aufeinandergetroffen. Damals ist Altmaier noch als Parlamentarischer Geschäftsführer zur Hilfe geeilt, um die Laufzeitverlängerung durch den Umweltausschuss zu prügeln.
Mal angenommen, die SPD würde im Herbst die Wahl gewinnen. Dann könnten Sie Altmaier nicht mehr durch die Manege treiben.
Dann wäre er wieder in der Angreiferposition und ich müsste hingegen versuchen, deutlich zu machen, warum etwas wichtig ist, das wir tun. Miteinander zu tun hätten wir aber auch dann noch.
Sie würden Altmaier also nicht vermissen?
Die Antwort versuche ich mal zu umgehen (lacht). Aber eins kann man schon sagen: Altmaier ist mein Lieblings-Twitter-Freund.
Mit Ulrich Kelber sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de