Politik

Blutbad in Erfurter Schule Amoklauf mit 18 Toten

Erfurt im Ausnahmezustand: Der 19-jährige Robert S. hat am Freitag im Gutenberg-Gymnasium 17 Menschen erschossen - 13 Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin und ein Polizist. Außerdem verletzte er vier Personen zum Teil schwer. Nach dem Amoklauf richtete sich der Erfurter selbst.

Der ganz in schwarz gekleidete Täter war noch vor wenigen Monaten selbst Schüler an dem Gymnasium in der thüringischen Landeshauptstadt. Die Leitung hatte ihn aus noch ungeklärten Gründen von der Schule verwiesen. Zweimal wurde er vom Abitur ausgeschlossen. Darin mag ein Motiv für seine Tat zu suchen sein.

Am Vormittag, während der Abitur-Prüfungen, drang der junge Mann mit einer Pump-Gun (mehrschüssige Langwaffe) und einer Pistole in das Gebäude ein und eröffnete das Feuer. Um 11.05 Uhr informierte der Hausmeister die Polizei. Der Amokläufer nahm die Beamten sofort unter Beschuss. Schließlich verschanzte er sich in einem Klassenzimmer.

Leichen lagen in den Gängen

Als ein Sondereinsatzkommando das Gebäude schließlich systematisch durchkämmte, bot sich ein Bild des Grauens: Leichen lagen auf den Gängen, in den Klassenzimmern und auf einer Toilette. Insgesamt zählten die Beamten zehn männliche und sieben weibliche Personen, darunter zwei Schülerinnen. Die meisten Menschen hatte der Täter bereits erschossen, bevor die Polizei eintraf. Schließlich brachte sich der junge Mann selbst um. Noch ist unklar, wie er in den Besitz der Waffen gelangen konnte. Die Beamten stellten in der Schule rund 500 Schuss Munition sicher.

Regelrechte Hinrichtungen

Die Frage, warum es im Verhältnis zu den zahlreichen Toten nur wenig Verletzte gab, erklärt sich mit dem gezielten Vorgehen des Täters. Wie Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) gegenüber n-tv erklärte, handelte es sich offenbar um regelrechte Hinrichtungen.

Die letzten 180 Menschen, die sich noch im Gebäude befanden - vor allem Schüler -, konnten von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Sie werden psychologisch betreut und sind inzwischen wieder bei ihren Familien. Insgesamt besuchen nach eigenen Angaben etwa 750 Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 20 Jahren das 1991 gegründete staatliche Johann-Gutenberg-Gymnasium. Die Polizei bildete eine Sonderkommission, die die Umstände und Hintergründe der Bluttat aufklären soll.

Politiker reagieren bestürzt

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Mitglieder der Bundesregierung reagierten bestürzt auf die Ereignisse in Erfurt. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) sagte: "Ich bin entsetzt über diese Bluttat." Sein erster Gedanke gelte den Toten und Verletzten, sowie ihren Angehörigen. Auf dem Reichstag in Berlin weht die Deutschlandfahne auf halbmast.

Am Abend gedachten die Erfurter in einem bewegenden ökumenischen Trauergottesdienst in der Andreaskirche der Toten, der Verletzten und ihrer Angehörigen. Um 21 Uhr läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Für das Wochenende wurden alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt.

Für Eltern und Angehörige gibt es eine Info-Hotline: 0361 - 260 68 47 oder 0361 - 662 25 05.

Quelle: ntv.de

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