Politik

Präsidentenwahl in Kroatien Amtsinhaber muss Ehrenrunde drehen

Kroatien macht derzeit eine schwere ökonomische Krise durch. Das bekommt Präsident Josipovic bei der Wahl zu spüren. Der Sozialdemokrat muss gegen seine konservative Rivalin Grabar-Kitarovic in die Stichwahl.

Ivo Josipovic liegt nur sehr knapp vor seiner Herausforderin.

Ivo Josipovic liegt nur sehr knapp vor seiner Herausforderin.

(Foto: dpa)

Der neue kroatische Präsident wird in einer Stichwahl bestimmt. Das amtierende Staatsoberhaupt Ivo Josipovic gewann als Kandidat der regierenden Sozialdemokraten die Abstimmung für seine Wiederwahl, verfehlte aber wie erwartet die erforderliche absolute Mehrheit. Sein Sieg fiel am Sonntag deutlich knapper aus als von allen Umfragen vorhergesagt.

Wie die staatliche Wahlkommission nach Auszählung von über 70 Prozent aller Wahllokale mitteilte, errang der 57-Jährige 39,1 Prozent der Stimmen. Die Kandidatin der größten Oppositionspartei HDZ, Kolinda Grabar-Kitarovic, landete mit 36,7 Prozent auf dem zweiten Rang.

Da keiner von beiden die erforderliche absolute Mehrheit errang, müssen sie in zwei Wochen in die Stichwahl. Dabei sei entscheidend, wer die Wähler der beiden abgeschlagenen Kandidaten für sich gewinnen kann, erläuterten Wahlexperten.

Der 24 Jahre alte Student und "Bürgerschreck" Ivan Vilibor Sincic war die eigentliche Überraschung des Wahltages. Er erreichte mit seiner Fundamentalkritik am "politischen Establishment" und an den Banken aus dem Stand 16,7 Prozent der Stimmen. Auf dem letzten Platz landete der Konservative Milan Kujundzic mit 5,9 Prozent.

Zu Beginn des Wahlabends hatten erste Ergebnisse auf der Basis von Nachwahlbefragungen für Aufregung gesorgt. Während alle Umfragen vor der Abstimmung Josipovic einen deutlichen Vorsprung vorausgesagt hatten, kamen Nachwahlbefragungen auf einen annähernden Gleichstand zwischen dem aktuellen Präsidenten und seiner Herausforderin Grabar-Kitarovic.

Schwere Wirtschaftskrise

Der Student Ivan Vilibor Sincic kommt zu einem Achtungserfolg.

Der Student Ivan Vilibor Sincic kommt zu einem Achtungserfolg.

(Foto: imago/Pixsell)

Bei seiner ersten Wahl 2009 war Josipovic vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den zurückliegenden Jahren ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt. Beim EU-Beitritt Kroatiens im Sommer 2013, seinem zweiten großen Versprechen, ließ der 57-jährige Juraprofessor und Hobby-Komponist es sich nicht nehmen, die Europahymne, Beethovens "Ode an die Freude", auf dem Klavier zu spielen.

Die 46-jährige Grabar-Kitarovic hatte schon mehrere bedeutende Ämter inne. Die ehemalige kroatische Botschafterin in Washington wurde 2011 zur stellvertretenden Generalsekretärin der Nato berufen. Sie warf Josipovic im Wahlkampf vor, er sei mit dem Versuch gescheitert, die Regierung zu Reformen zu ermuntern.

Kroatien wird derzeit von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht, die bei den 4,2 Millionen Einwohnern der früheren jugoslawischen Teilrepublik für Unmut sorgt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP

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