Politik

M-V will keine "Amflora" Anbau verschoben

Die geplante Aussaat von Gen-Kartoffeln in Mecklenburg-Vorpommern ist verschoben worden. Der Beginn am Montag sei nicht möglich, weil eine Abstimmung der zuständigen Landesbehörden noch fehle, sagte Landwirt Karl-Heinrich Niehoff in Bütow. Dies habe ihm die Firma BASF Plant Science mitgeteilt, die Eigentümerin und Betreiberin des Versuchsanbaus. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hatte in der vergangenen Woche die Freisetzung der "Amflora"-Knollen genehmigt.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte dem Versuchsanbau zugestimmt, die Anbaufläche statt der geplanten 150 Hektar aber auf 20 Hektar begrenzt. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) fordert, den Versuchsanbau der Gen-Kartoffeln zu stoppen, weil er 20 Hektar für einen unzulässigen Anbau hält und Sicherheitsbedenken hat. Dagegen sagte CDU-Agrarpolitikerin Beate Schlupp, um gesicherte Daten zu gewinnen, sei eine entsprechende Größe der Freilandversuche notwendig. Die "Amflora"-Knollen waren in Bütow bereits 2007 und 2008 angebaut worden. Dagegen hatte es immer wieder Proteste gegeben.

Das Bundesamt erwartet beim Versuchsanbau keine schädlichen Einflüsse auf Menschen, Tiere und Pflanzen, verhängte aber vorsorglich Sicherheitsauflagen. Die Kartoffel entwickelt durch Genmanipulation eine höherwertige Stärke, aus der unter anderem Papier und Klebstoffe gewonnen werden können. Aigner hatte die Diskussion um Gentechnik mit dem Anbauverbot für den Genmais MON 810 im April angeheizt. Die Universität Rostock plant in den kommenden vier Jahren weitere Anbauversuche mit genveränderten Kartoffeln.

Für Garn und Papier

Amflora bietet nach Angaben ihres Herstellers BASF viele Anwendungsmöglichkeiten. Mit Hilfe von Amflora werde Garn reißfester und Papier glänzender, Sprühbeton hafte besser an der Wand und Klebstoff bleibe länger flüssig, erläutert der Chemiekonzern. Normalerweise besteht die Kartoffelstärke aus Amylopektin und Amylose. BASF knipste das Gen für die Amylose aus, so dass die Stärke nur Amylopektin enthält. Damit sei die Kartoffel für den "industriellen Einsatz optimal abgestimmt", sagt BASF.

Umweltschützer fürchten die Ausbreitung der Gene auf benachbarte Äcker. Das in Amflora steckende Marker-Gen für Antibiotikaresistenz könne zudem zur Verbreitung solcher Widerstandsfähigkeiten gegenüber äußeren Einflüssen führen. Marker-Gene werden bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen eingebaut, um die gewünschten Exemplare von anderen zu unterscheiden.

Quelle: ntv.de

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