Politik

Heftige Gefechte in Pakistan Angreifer überfallen Militärbasis

Am Morgen nach der Attacke: Der Stützpunkt bleibt großräumig abgesperrt.

Am Morgen nach der Attacke: Der Stützpunkt bleibt großräumig abgesperrt.

(Foto: REUTERS)

Der Überfall eines Selbstmordkommandos auf einen Militärkomplex unweit der pakistanischen Hauptstadt alarmiert Sicherheitsexperten von Islamabad bis Washington. Über Stunden sind Schüsse und Explosionen hören. Die Attacke lenkt Licht auf ein verdrängtes Problem: Ersten Angaben zufolge befinden sich auf diesem Stützpunkt keine der pakistanischen Atomwaffen.

Anhaltender Gefechtslärm: Der Komplex in Minhas zählt zum Kern der pakistanischen Rüstungsindustrie.

Anhaltender Gefechtslärm: Der Komplex in Minhas zählt zum Kern der pakistanischen Rüstungsindustrie.

(Foto: REUTERS)

In Pakistan haben bislang unbekannte Attentäter einen strategisch wichtigen Luftwaffenstützpunkt überfallen und sich dort stundenlange Gefechte mit Sicherheitskräften geliefert.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden stürmten schwer bewaffneten Angreifer in der Nacht zum Donnerstag den Stützpunkt Minhas bei Kamra in der zentralen Provinz Punjab. Die weiträumige Anlage liegt rund 60 Kilometer nordwestlich von Islamabad. Die Kämpfe dauerten offenbar auch Stunden später noch an. Auf dem Stützpunkt seien Schüsse und Raketenfeuer zu hören.

Fernsehberichten zufolge wurden zwei Soldaten und sechs Angreifer getötet. Ein Militärsprecher sagte, es sei zu einem heftigen mehrstündigen Schusswechsel zwischen "Terroristen" und Sicherheitskräften gekommen. Als Terroristen bezeichnen die pakistanischen Behörden üblicherweise militante Gruppen wie die radikal-islamischen Taliban, die die Regierung in Islamabad stürzen wollen. Wie die mit Sturmgewehren und Handgranaten ausgerüsteten Männer auf das Militärgelände gelangen konnten, war zunächst nicht klar. Einer der toten Angreifer habe Sprengsätze bei sich getragen, erklärte der Militärsprecher.

Wie viele Kämpfer insgesamt in den Komplex eingedrungen waren, blieb unklar. Auf dem Stützpunkt sind wichtige Entwicklungsabteilungen der pakistanischen Luftwaffe angesiedelt. Unter anderem werden dort Kampfjets vom Typ Mirage und JF-17 in Lizenzproduktion gefertigt. Atomwaffen seien dort nicht gelagert, teilte das pakistanische Militär mit. Die gebe es auf keinem Luftwaffenstützpunkt im Land, hieß es in einer ersten Stellungnahme.

Angriffsmuster aus dem Nachbarland

Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Pakistanische Taliban-Rebellen haben in der Vergangenheit mehrfach Angriffe auf Armee-Stützpunkte verübt. Sie kopieren dabei Taktiken, die bislang nur aus ähnlichen Vorfällen im benachbarten Afghanistan zur Anwendung kamen. Dabei durchbrechen kleinere Stoßtrupps - oft unterstützt durch Selbstmordattentäter - in überraschenden Attacken die äußeren Sicherungsgürtel, um sich anschließend im Inneren der Anlagen zu verschanzen.

Von größerem militärischem Nutzen sind solche Angriffe nicht. Ziele sind lediglich ein größtmöglicher Schaden, Verwirrung und das Signal, das es gegen solche Nadelstiche außer einer massiven Truppenpräsenz kaum Abwehrmaßnahmen gibt. Sobald die erste Schockwirkung verfliegt, finden sich die Angreifer meist in einer aussichtslosen Lage wieder. Eine Flucht ist kaum noch möglich - und in der Vorstellungswelt der übergeordneten Terrorplaner wohl auch gar nicht vorgesehen.

Wachsende Spannungen

In Pakistan, einem strategischen Verbündeten der USA, kam es zuletzt gehäuft zu dieser neuen Form von Anschlägen. Das Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan gilt als Rückzugsgebiet der Taliban und der extremistischen Al-Kaida. Auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint der Zeitpunkt: In aller Welt bereiten sich gläubige Muslime in diesen Tagen auf das Ende des Fastenmonats vor. Das große Fest des Fastenbrechens beginnt am kommenden Sonntag.

Anfang Juli hatte Pakistan erstmals seit sieben Monaten wieder seine Grenze zur Versorgung westlicher Truppen in Afghanistan geöffnet. Im November hatte Pakistan die Nachschubrouten geschlossen, weil mehr als zwanzig pakistanische Soldaten bei einem Nato-Luftangriff getötet worden waren. Die Nato hatte dies als Versehen bezeichnet und bedauert, die USA hatten um Entschuldigung gebeten.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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