Terror-Prozess Anklage gegen Atta-Komplizen
17.05.2002, 12:37 UhrDie Bundesanwaltschaft will noch in diesem Jahr die erste Anklage wegen der Terroranschläge in den USA vom 11. September erheben. Die Behörde plant, den im November in Hamburg unter dem Vorwurf der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verhafteten Marokkaner Munir al M. anzuklagen, wie eine Sprecherin der Behörde am Freitag in Karlsruhe sagte. Damit bestätigte sie einen Vorabbericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel".
Nähere Angaben wollte sie mit Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht machen. Wie "Der Spiegel" berichtet, ist der Mann nach Angaben eines Ermittlungsrichters dringend verdächtig, die Existenz der Vereinigung der Attentäter und deren Anschlagspläne gekannt zu haben. Er solle deshalb wegen Unterstützung der Hamburger Gruppe um Mohammed Atta angeklagt werden.
Der 27-jährige El M. war im November festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft hatte damals erklärt, der Mann sei dringend verdächtig, wissentlich eine terroristische Verreinigung unterstützt zu haben. Danach gehörten zu seinen Kontaktpersonen auch die mutmaßlichen Attentäter der Hamburger Gruppe, Mohammed Atta, Marwan Al Shehhi und Ziad Jarrah. So soll er den damaligen Ermittlungsergebnissen zufolge das Girokonto Al Shehhis bei einer Hamburger Bank verwaltet haben. Mit dem Geld sei unter anderem der Aufenthalt Alshehhis in den USA sowie sein dortiger Flugunterricht bezahlt worden seien, hatte es geheißen.
Wie die Gruppe auch war El M. den Angaben zufolge seit mehreren Jahren Student in Deutschland. Weiter berichtet "Der Spiegel", die Ermittler hätten zahlreiche Belege für enge Verbindungen zwischen der Hamburger Gruppe und der El-Kaida-Organisation des Moslemextremisten Osama Bin Laden gefunden. So seien in Afghanistan bei der Suche nach Bin Laden Schreiben gefunden worden, die belegten, dass die Mitglieder der Hamburger Gruppe ihre Auftraggeber über aktuelle Geschehnisse regelmäßig informierten. Außerdem hätten die Ermittlungen ergeben, dass drei der späteren Piloten und einer der inzwischen flüchtigen Helfer fast zeitgleich nach Afghanistan reisten.
Bei den Anschlägen auf das World Trade Center in New York und auf das US-Verteidigungsministerium in Washington waren mehrere tausend Menschen getötet worden. Die Attentäter hatten die entführte Passagierflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers und in das Verteidigungsministerium gelenkt. Ein viertes entführtes Flugzeug stürzte über unbewohntem Gebiet ab.
Quelle: ntv.de