Der lange Arm Moskaus Anklage gegen Beresowski
02.07.2007, 21:59 UhrDie russische Justiz hat nach Angaben eines Moskauer Anwalts Anklage gegen den im Londoner Exil lebenden Oligarchen Boris Beresowski wegen angeblicher Umsturzpläne in seiner früheren Heimat erhoben. Der Gegner von Präsident Wladimir Putin stehe im Verdacht, gewaltsam einen Machtwechsel in Russland herbeiführen zu wollen, sagte Beresowskis Anwalt Andrej Borowkow nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Eine offizielle Bestätigung für die Anklage liegt nicht vor.
Die britische Tageszeitung "Guardian" hatte im April unter Berufung auf ein Gespräch mit Beresowski berichtet, dieser strebe den Sturz Putins an. Bereswoski hatte dem "Guardian" damals gesagt: "Wir müssen dieses Regime mit Gewalt ändern." Ein friedlicher Wechsel sei nicht möglich. "Es ist nicht möglich, dieses Regime mit demokratischen Mitteln zu ändern. Es kann keinen Wandel ohne Gewalt und Druck geben." Er hatte die Frage als "absolut richtig" bejaht, ob er damit der Revolution das Wort rede. Beresowski hatte später bestritten, dass er in dem Interview ernsthaft eine gewaltsame Palastrevolution in Moskau befürwortet habe und diese auch finanziere. Der bei Putin in Ungnade gefallene Beresowski genießt in Großbritannien Flüchtlingsstatus. Frühere Auslieferungsbegehren Russlands hatte London abgelehnt.
Beresowski wies die Vorwürfe der Anklage zurück. "Ich bin überzeugt, weder gegen russisches noch gegen britisches Recht verstoßen zu haben. Deshalb muss ich auch keine Angst haben, die britischen Behörden könnten mich ausweisen", sagte er dem unabhängigen Sender "Echo Moskau". "Ich habe niemals zu einem gewaltsamen Umsturz in Russland aufgerufen", fügte er hinzu. "Aber ich mache kein Geheimnis aus der Tatsache, dass Präsident Putin die russische Verfassung verletzt und die Demokratie mit Füßen tritt."
Beresowski macht den Kreml für den spektakulären Gifttod seines Mitarbeiters Alexander Litwinenko in London im November 2006 verantwortlich. Die russische Generalstaatsanwalt hatte im April bereits Anklage gegen Beresowski wegen illegaler Aneignung von umgerechnet 6,2 Millionen Euro der Fluggesellschaft Aeroflot Anfang der 1990er Jahre erhoben. In dem Verfahren galt der Milliardär bis dahin nur als Helfershelfer.
Beresowski zählte in den 1990er Jahren zu den Vertrauten des Ende April gestorbenen Ex-Präsidenten Boris Jelzin. Der Oligarch war im Jahr 2000 nach London ins Exil gegangen und hatte dort politisches Asyl erhalten. Mit seinem enormen Vermögen setzte er von London aus seinen Kampf gegen Putin fort.
Quelle: ntv.de