"Feinde der Menschheit" Anschläge in Algier
12.12.2007, 07:12 UhrMindestens neun UN-Mitarbeiter sind bei den Terroranschlägen in der algerischen Hauptstadt Algier ums Leben gekommen. Weitere Mitarbeiter werden noch vermisst. Das bestätigte Marie Okabe, die Sprecherin des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon, in New York. Zuvor hatte die UN-Generalversammlung in einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Insgesamt starben laut Angaben von Ärzten bei den beiden Anschlägen bis zu 70 Menschen. Das algerische Innenministerium spricht offiziell von mindestens 26 Toten und 177 Verletzten.
Zwei Mitarbeiter konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden. Die Hoffnung, weitere retten zu können, werde stündlich geringer, sagte Okabe. Unter den Toten befinden sich sechs Algerier, ein Senegalese, ein Däne und eine Philippinerin. Sie hatten für das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), das Welternährungsprogramm (WFP), die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und für den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) gearbeitet.
Zuvor hatte die UN-Generalversammlung in einer Schweigeminute der bis zu 70 Todesopfer der beiden Terroranschläge gedacht. "Wir gedenken der Opfer. Sie werden nicht vergessen werden", sagte UN- Generalsekretär Ban in einer Videobotschaft aus Bali, wo er sich zur Weltklimakonferenz aufhält. Er nannte die Anschläge einen "verabscheuungswürdigen Akt gegen Menschen, die den höchsten menschlichen Idealen unter der Flagge der Vereinten Nationen dienen".
Der Anschlag in Algier war der verheerendste seit der Zerstörung des UN-Hauptquartiers in Bagdad im August 2003. Damals kamen 22 Menschen ums Leben, darunter der UN-Sondergesandte für den Irak, Sergio Vieira de Mello.
Die Terrororganisation "El Kaida im Islamischen Maghreb" bekannte sich am Dienstagabend zu den Anschlägen. Im Internet veröffentlichte El Kaida Fotos zweier Männer, die sich mit ihren mit Sprengstoff beladenen Fahrzeugen in Algier in die Luft gesprengt hätten. Auch der algerische Innenminister Yazid Zerhouni machte die Organisation "El Kaida im Islamischen Maghreb" für die Anschläge verantwortlich.
Nach Berichten von Augenzeugen war ein Selbstmordattentäter mit einem Lastwagen in ein UN-Gebäude im Stadtteil Hydra gerast. Nach UN-Angaben stürzte das Haus ein, in dem das Entwicklungsprogramm UNDP untergebracht war. Zudem wurden Büros des Flüchtlingshilfswerkes UNHCR schwer beschädigt. Der zweite Attentäter jagte sich nahe der höchsten Gerichte Algeriens mit einem Auto in die Luft. Ein vorbeifahrender Bus, in dem Jura-Studenten saßen, wurde völlig zerstört.
Die Anschläge lösten weltweit Betroffenheit und Empörung aus. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Anschläge. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von "grausamen und feigen Taten", die sich gegen die Bemühungen Algeriens um innere Aussöhnung richteten. US-Präsident George W. Bush erklärte, der Angriff auf das UN-Büro sei "durch Feinde der Menschheit" verübt worden.
Quelle: ntv.de